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Der Seelchenbaum

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Der Seelchenbaum

Weit draußen, einsam im öden Raum
steht ein uralter Weidenbaum
noch aus den Heidenzeiten wohl,
verknorrt und verrunzelt, gespalten und hohl.
Keiner schneidet ihn, keiner wagt
vorüberzugehn, wenn's nicht mehr tagt,
kein Vogel singt ihm im dürren Geäst,
raschelnd nur spukt drin der Ost und West;
doch wenn am Abend die Schatten düstern,
hörst du's wie Sumsen darin und Flüstern.
Und nahst du der Weide um Mitternacht,
siehst sie von grauen Kindlein bewacht:
Auf allen Ästen hocken sie dicht,
lispeln und wispeln und rühren sich nicht.
Das sind die Seelchen, die weit und breit
sterben gemußt, eh' die Tauf' sie geweiht:
Im Särglein liegt die kleine Leich',
nicht darf das Seelchen ins Himmelreich.
Und immer neue, - siehst es du? -
in leisem Fluge huschen dazu.
Da sitzen sie nun das ganze Jahr
wie eine verschlafene Käuzchenschar.
Doch Weihnachts, wenn der Schnee rings liegt
und über die Länder das Christkind fliegt,
dann regt sich's, pludert sich's, plaudert, lacht,
ei, sind unsre Käuzlein da aufgewacht!
Sie lugen aus, wer sieht was, wer?
Ja freilich kommt das Christkind her!
Mit seinem helllichten Himmelsschein
fliegt's mitten zwischen sie hinein:
»Ihr kleines Volk, nun bin ich da -
glaubt ihr an mich?« Sie rufen: »Ja!«
Da nickt's mit seinem lieben Gesicht
und herzt die Armen und ziert sich nicht.
Dann klatscht's in die Hände, schlingt den Arm
ums nächste - aufwärts schwirrt der Schwarm
ihm nach und hoch ob Wald und Wies'
ganz graden Weges ins Paradies.



Ferdinand Ernst Albert Avenarius, 1856 - 1923


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Die heiligen Drei Könige

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Die heil'gen Drei Könige


Die heil'gen Drei Könige aus dem Morgenland,
sie frugen in jedem Städtchen:
"Wo geht der Weg nach Bethlehem,
ihr lieben Buben und Mädchen?"

Die Jungen und Alten, sie wussten es nicht,
die Könige zogen weiter,
sie folgten einem goldenen Stern,
der leuchtete lieblich und heiter.

Der Stern bleibt stehn über Josefs Haus,
da sind sie hineingegangen;
das Öchslein brüllt, das Kindlein schrie,
die heil'gen Drei Könige sangen.


*


Three holy kings from the land of the West
Go asking whoso passes,
"Where is the road to Bethlehem,
Ye gentle lads and lasses?"

But neither young nor old can tell.
The kings fare patient onward,
They follow a golden star o'erhead,
That bright and kind shines downward.

The star stands still o'er Joseph's house,
Thither the pilgrims bringing;
The oxen low, the Infant cries,
The three wise kings are singing.



von Heinrich Heine, 1797-1856
translated by Emma Lazarus 1849 - 1887







Aquarell: "Wise Men" copyright ©Kay Myer2016




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Die Heinzelmännchen zu Köln

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Die Heinzelmännchen zu Köln


Wie war zu Köln es doch vordem
Mit Heinzelmännchen so bequem!
Denn, war man faul,... man legte sich
Hin auf die Bank und pflegte sich:
Da kamen bei Nacht,
Ehe man's gedacht,
Die Männlein und schwärmten
Und klappten und lärmten,
Und rupften
Und zupften,
Und hüpften und trabten
Und putzten und schabten...
Und eh ein Faulpelz noch erwacht,...
War all sein Tagewerk... bereits gemacht!
Die Zimmerleute streckten sich
Hin auf die Spän' und reckten sich.
Indessen kam die Geisterschar
Und sah was da zu zimmern war.
Nahm Meißel und Beil
Und die Säg' in Eil;
Und sägten und stachen
Und hieben und brachen,
Berappten
Und kappten,
Visierten wie Falken
Und setzten die Balken...
Eh sich's der Zimmermann versah...
Klapp, stand das ganze Haus... schon fertig da!

Beim Bäckermeister war nicht Not,
Die Heinzelmännchen backten Brot.
Die faulen Burschen legten sich,
Die Heinzelmännchen regten sich -
Und ächzten daher
Mit den Säcken schwer!
Und kneteten tüchtig
Und wogen es richtig,
Und hoben
Und schoben,
Und fegten und backten
Und klopften und hackten.
Die Burschen schnarchten noch im Chor:
Da rückte schon das Brot,... das neue, vor!

Beim Fleischer ging es just so zu:
Gesell und Bursche lag in Ruh.
Indessen kamen die Männlein her
Und hackten das Schwein die Kreuz und Quer.
Das ging so geschwind
Wie die Mühl' im Wind!
Die klappten mit Beilen,
Die schnitzten an Speilen,
Die spülten,
Die wühlten,
Und mengten und mischten
Und stopften und wischten.
Tat der Gesell die Augen auf,...
Wapp! hing die Wurst da schon im Ausverkauf!

Beim Schenken war es so: es trank
Der Küfer bis er niedersank,
Am hohlen Fasse schlief er ein,
Die Männlein sorgten um den Wein,
Und schwefelten fein
Alle Fässer ein,
Und rollten und hoben
Mit Winden und Kloben,
Und schwenkten
Und senkten,
Und gossen und panschten
Und mengten und manschten.
Und eh der Küfer noch erwacht,
War schon der Wein geschönt und fein gemacht!

Einst hatt' ein Schneider große Pein:
Der Staatsrock sollte fertig sein;
Warf hin das Zeug und legte sich
Hin auf das Ohr und pflegte sich.
Das schlüpften sie frisch
In den Schneidertisch;
Da schnitten und rückten
Und nähten und stickten,
Und faßten
Und paßten,
Und strichen und guckten
Und zupften und ruckten,
Und eh mein Schneiderlein erwacht:
War Bürgermeisters Rock... bereits gemacht!

Neugierig war des Schneiders Weib,
Und macht sich diesen Zeitvertreib:
Streut Erbsen hin die andre Nacht,
Die Heinzelmännchen kommen sacht:
Eins fähret nun aus,
Schlägt hin im Haus,
Die gleiten von Stufen
Und plumpen in Kufen,
Die fallen
Mit Schallen,
Die lärmen und schreien
Und vermaledeien!
Sie springt hinunter auf den Schall
Mit Licht: husch husch husch husch! - verschwinden all!

O weh! nun sind sie alle fort
und keines ist mehr hier am Ort!
Man kann nicht mehr wie sonsten ruhn,
Man muß nun alles selber tun!
Ein jeder muß fein
Selbst fleißig sein,
Und kratzen und schaben
Und rennen und traben
Und schniegeln
Und biegeln,
Und klopfen und hacken
Und kochen und backen.
Ach, daß es noch wie damals wär!
Doch kommt die schöne Zeit nicht wieder her!

August Kopisch, 1799 - 1853



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Der Weihnachtsstern

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Der Weihnachtsstern 


Von Osten strahlt ein Stern herein
Mit wunderbarem hellem Schein,
Es naht, es naht ein himmlisch Licht,
Das sich in tausend Strahlen bricht!
Ihr Sternlein auf dem dunklen Blau,
Die all ihr schmückt des Himmels Bau,
Zieht euch zurück vor diesem Schein,
Ihr werdet alle winzig klein!
Verdunkelt, Sonnenlicht und Mond,
Die ihr so stolz am Himmel thront.
Er nahet heilig leuchtend fern
Vom Osten her der Weihnachtsstern.




Franz von Pocci, 1807 - 1876






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Altes Kaminstück

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Altes Kaminstück

Draußen ziehen weiße Flocken
Durch die Nacht, der Sturm ist laut;
Hier im Stübchen ist es trocken,
Warm und einsam, still vertraut.

Sinnend sitz ich auf dem Sessel,
An dem knisternden Kamin,
Kochend summt der Wasserkessel
Längst verklungne Melodien.

Und ein Kätzchen sitzt daneben,
Wärmt die Pfötchen an der Glut;
Und die Flammen schweben, weben,
Wundersam wird mir zu Mut.

Dämmernd kommt heraufgestiegen
Manche längst vergeßne Zeit,
Wie mit bunten Maskenzügen
Und verblichner Herrlichkeit.

Schöne Frauen, mit kluger Miene,
Winken süßgeheimnisvoll,
Und dazwischen Harlekine
Springen, lachen, lustigtoll.

Ferne grüßen Marmorgötter,
Traumhaft neben ihnen stehn
Märchenblumen, deren Blätter
In dem Mondenlichte wehn.

Wackelnd kommt herbei geschwommen
Manches alte Zauberschloß;
Hintendrein geritten kommen
Blanke Ritter, Knappentroß.

Und das alles zieht vorüber,
Schattenhastig übereilt -
Ach! da kocht der Kessel über,
Und das nasse Kätzchen heult.




Heinrich Heine





Bitte beachten Sie das Urheberrecht: Copyright Texte, Fotos und Graphiken = Isabella Kramer, veredit - wenn nicht anders erwähnt. Auch für private Homepages dürfen diese Texte, Fotos und Graphiken nicht ohne ausdrückliche schriftliche Erlaubnis verwendet werden! Wenn Sie meine Gedichte oder Bilder verwenden wollen, fragen sie mich bitte. 
Kontakt über email: vere_dit@yahoo.de


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Heller Morgen

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Heller Morgen


Als ich schläfrig heut erwachte,
- und es war die Kirchenzeit –
hörte ich’s am Glockenschlage,
dass es über Nacht geschneit.

Als ich froh die Läden aufstieß,
trug die Welt ein weißes Kleid,
meine ganze Seele wurde
glänzend weiß und hell und weit.

Denn in meinem hellen Zimmer
klang so hell der Glockenschlag,
dass ich schon im Traume wusste:
heute wird ein heller Tag.



Börries Freiherr von Münchhausen, 1987 - 1945 




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Von der Freude

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Von der Freude

"Sage", sprach ich, "holde Freude,
Sage doch, was fliehst du so?
Hat man dich, so fliehst du wieder!
Niemals wird man deiner froh."

"Danke", sprach sie, "dem Verhängnis!
Alle Götter lieben mich;
Wenn ich ohne Flügel wäre,
Sie behielten mich für sich."




Johann Nikolaus Götz 



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Die verschwundene Puppe

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Die verschwundene Puppe 


Ach, was war das heute für ein Schreck!
Denkt Euch, Elisabeth ist weg!
Die schöne große Puppe,
gleich nach der Morgensuppe,
da wollt ich eilig zu ihr gehn.
Oh weh, da war sie nicht zu sehn.

Ich hatte in den Wagen
doch selber sie getragen.
Und ihr das Kissen fein geklopft
und ihr die Decke eingestopft.
Nun war das liebe Bettchen leer,
da schrie sie laut und weinte sehr.

So schön und heil war sie ja noch.
Sie hatte nur im Kopf ein Loch.
Auch fehlte die Perücke,
ein Arm ging ihr in Stücke,
die Nase war zerschmettert
weil sie so gerne klettert,
dabei vom Schrank gefallen war,
sonst war sie heil noch- ganz und gar.

Ach, niemand konnt mir sagen
wer sie davongetragen
die mir so lieb gewesen ist.
Bei Onkel Heinrich fragt ich an,
der dachte nach und sagte dann:
"Vielleicht hat sie der Weihnachtsmann
und heilt sie in der Klinik aus
in seinem Puppenkrankenhaus.
Dort kriegt sie viel Rhabarber ein
und wird dann wieder hübsch und fein.

vielleicht kommt sie mal wieder
und hat dann heile Glieder,
ein neues Seidenkleid dazu
mit Spitzen, feuerrote Schuh
und Locken wie von reinem Gold,
und ist so lieb und ist so hold
dass du sie gar nicht wiederkennst
und nur noch Frau Prinzessin nennst."

Ach wenn das ist, ach wenn das wär,
da freut ich mich gar schrecklich sehr.
Und tischhoch wollt ich springen
und wollt ein Loblied singen,
dem lieben guten Weihnachtsmann
der alles hat und alles kann.

Heinrich Seidel



Photo copyright: Isabella Kramer


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Ein N-Gedicht - Niemand

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Niemand


Im Nebelland im Nirgendwo
da lebte einst ein Niemand
den Nichts und Niemand jemals kannt'
und der das selbst am besten fand
drum lebte er im Nirgendwo
im Nebelland der Niemand.




veredit@isabella.kramer2016 






 ABC Reihe für Kinder 


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Photo copyright: Isabella Kramer

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Die Schildkröte

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Die Schildkröte


"Ich bin nun tausend Jahre alt
und werde täglich älter;
der Gotenkönig Theobald
erzog mich im Behälter

Seitdem ist mancherlei geschehn,
doch weiß ich nichts davon;
zur Zeit, da läßt für Geld mich sehn
ein Kaufmann zu Heilbronn.

Ich kenne nicht des Todes Bild
und nicht des Sterbens Nöte:
Ich bin die Schild - ich bin die Schild -
ich bin die Schild - krö - kröte."




Christian Morgenstern




Photo copyright: Isabella Kramer

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Die Träume

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Die Träume


Wenn uns der Schlaf berührt die Augenlider, 
Dann eilt mit seinen Wundern allsogleich 
Der Träume wild-phantastisch Nebelreich 
Zur dämmernden Gedankenwelt hernieder.

Da sprossen auf des Mohnes bunte Blüten, 
Aus jedem Kelche steigt ein wirrer Traum, 
Der hüllet sich in leichten Wolkenschaum 
Und senkt sich auf das Aug' der Schlummermüden.

Erinn'rung leitet stets der Träume Reigen, 
Er zeigt uns längstverscholl'nes Glück und Leid, 
Wie nach der Sage alter, grauer Zeit 
Versunk'ne Schlösser aus dem Meere steigen.




Eugenie Marlitt, 1825 - 1887





Photo copyright: Isabella Kramer



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Regenbogen

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Regenbogen

(über den Hügeln einer anmutigen Landschaft)

Grau und trüb und immer trüber
Kommt das Wetter angezogen,
Blitz und Donner sind vorüber,
Euch erquickt ein Regenbogen.

Frohe Zeichen zu gewahren
Wird der Erdkreis nimmer müde;
Schon seit vielen tausend Jahren
Spricht der Himmelsbogen: Friede!

Aus des Regens düstrer Trübe
Glänzt das Bild, das immer neue;
In den Tränen zarter Liebe
Spiegelt sich der Engel – Treue.

Wilde Stürme, Kriegeswogen
Rasten über Hain und Dach;
Ewig doch und allgemach
Stellt sich her der bunte Bogen.





Johann Wolfgang von Goethe, 1749 - 1832



Photo by Todd Cravens on Unsplash

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Wolken

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Wolken


Am nächtigen Himmel
Ein Drängen und Dehnen,
Wolkengewimmel
In hastigem Sehnen,


In lautloser Hast
— Von welchem Zug
Gebietend erfasst? —
Gleitet ihr Flug,


Es schwankt gigantisch
Im Mondesglanz
Auf meiner Seele
Ihr Schattentanz,


Wogende Bilder,
Kaum noch begonnen,
Wachsen sie wilder,
Sind sie zerronnen,


Ein loses Schweifen …
Ein Halb-Verstehn …
Ein Flüchtig-Ergreifen …
Ein Weiterwehn …


Ein lautloses Gleiten,
Ledig der Schwere,
Durch aller Weiten
Blauende Leere.



Hugo von Hofmannsthal






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Von dem großen Elefanten

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Kennst du den großen Elefanten,
du weißt, den Onkel von den Tanten,
den ganz ganz großen, weißt du, der -
der immer so macht, hin und her.

Der lässt dich nämlich vielmals grüßen,
er hat mit seinen eignen Füßen
hineingeschrieben in den Sand:
Grüß mir Sophiechen Windelband!

Du darfst mir ja nicht drüber lachen.
Wenn Elefanten so was machen,
so ist dies selten, meiner Seel!
Weit seltner als bei dem Kamel.





Christian Morgenstern







Aquarell: ©Isabella Kramer 


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Spuk - Pantum

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Spuk - Pantum

Der Uhu tut es kund:
"Schuhuu! Mein Kind, schuhuu!
Es schlug zur Geisterstund.
Ein End hats mit der Ruh!"

"Schuhuu! Mein Kind, schuhuu!"
so hallt es durch den Wald.
Du hältst die Ohren zu
und Schatten wird Gestalt.

So hallt es durch den Wald,
bis eins die Turmuhr schlägt.
Und Schatten wird Gestalt,
wo 's im Gehölz sich regt.

Bis eins die Turmuhr schlägt,
da tanzen Elben Reigen.
Wo 's im Gehölz sich regt,
wolln sie ihr Spielchen treiben.

Da tanzen Elben Reigen -
mit Wurzelwicht und Gnom
wolln sie ihr Spielchen treiben
in düstrem Monochrom.

Mit Wurzelwicht und Gnom
da spukt es sich famos!
In düstrem Monochrom
auf Waldes weichem Moos.

Da spukt es sich famos -
dir stehn die Haar zu Berge!
Auf Waldes weichem Moos
siehst Geister du und Zwerge.

Dir stehn die Haar zu Berge:
wild spukts! Im finstren Tann
siehst Geister du und Zwerge.
Nun schlägt es eins - getan!

Wild spukts im finstren Tann.
Es schlug zur Geisterstund.
Nun schlägt es eins - getan!
Der Uhu tut es kund.





mit freundlicher Genehmigung: die amelie 




Gemälde copyright: Isabella Kramer 





Zeit

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So wandelt sie, im ewig gleichen Kreise
Die Zeit nach ihrer alten Weise,
Auf ihrem Wege taub und blind,
Das unbefangne Menschenkind
Erwartet stets vom nächsten Augenblick
Ein unverhofftes seltsam neues Glück.
Die Sonne geht und kehret wieder,
Kommt Mond und sinkt die Nacht hernieder,
Die Stunden die Wochen abwärts leiten,
Die Wochen bringen die Jahreszeiten.
Von aussen nichts sich je erneut,
In Dir trägst du die wechselnde Zeit,
In Dir nur Glück und Begebenheit.




Ludwig Tieck, 1773-1853





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Das Blau

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Das Blau

Ich bin das Himmelsblau, das nichts bedrängt.
Das Schwebende, das nicht träumt, noch denkt.
Habe kein Schicksal, keinen Willen;
leichter, als ich, ist nichts zu stillen.
Durchflutet von Freude oder Leid -
ich lobe die Notwendigkeit...
Dem goldgepanzerten Gletscher so fern
wie im Tale dem Waldanemonenstern -
ich lasse mich füllen, ich kann nichts tun,
als blauen, umhüllen und in mir ruhn...
Umwölbe wie meinen Kern die Welt...
Was weiß ich, ob sie Gott enthält.
Ich schlafe im Schatten meines Ich;
denn Meer und Ströme spiegeln mich.



Leo Sternberg, 1876-1937
Aus der Sammlung Im Weltgesang





Die Kinder-Gedichte-Welt feiert in wenigen Tagen ihren 8. Geburtstag.

Ich möchte mich für die wundervolle gemeinsame Zeit, das nicht nachlassende Interesse, die so aufbauenden und schönen Kommentare und Einträge im Gästebuch aus ganzem Herzen bedanken. 
In den Jahren haben sich über 500 !! Gedichte und über 160.000 !! Besucher hier eingefunden.
So möge es weitergehen. Ihr Zuspruch ist mir Ansporn, liebe Gäste. 


Dankeschön. 


Herzlichst Ihre,

Isabella Kramer




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Die Grillen

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Die Grillen



„Sage mir, o kleine Grille,
Warum ihr des Tages schweigt;
Abends, wenn der Mond sich zeigt,
Wenn der Tag sich löst in Stille,
Dann erst euer Liedlein geigt?“

„Ach, des Tags, wenn alle schwatzen,
Würden doch wir überschrien.
Und, wer weiß, im dichten Grün
Fänden noch uns freche Spatzen —
Und so wären wir dahin.

Doch sobald mit seinem wüsten
Treiben still der Tag erblasst,
Wenn die Ameis’ geht zur Rast
Von der Arbeit, dann erst rüsten
Wir in festlich froher Hast.

Denn zu festlich froher Weise
Finden wir des Nachts uns ein.
Mitten in den Mondenschein
Klinget unser Lied, so leise
Wie ein zarter Elfenreihn.*"

Frederic Mistral, 1830-1914




*Elfenreihn - das Wort gibt es so nicht, entweder ein Übersetzungsfehler, dem Reim geschuldet oder es ist ein Schreibfehler 







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Trutz, blanke Hans

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Trutz, blanke Hans 

Heut bin ich über Rungholt gefahren,
die Stadt ging unter vor fünfhundert Jahren.
Noch schlagen die Wellen da wild und empört,
wie damals, als sie die Marschen zerstört.
Die Maschine des Dampfers zitterte, stöhnte,
aus den Wassern rief es unheimlich und höhnte:
Trutz, blanke Hans.

Von der Nordsee, der Mordsee, vom Festland geschieden,
liegen die friesischen Inseln im Frieden.
Und Zeugen weltenvernichtender Wut,
taucht Hallig auf Hallig aus fliehender Flut.
Die Möwe zankt schon auf wachsenden Watten,
der Seehund sonnt sich auf sandigen Platten.
Trutz, blanke Hans.

Im Ozean, mitten, schläft bis zur Stunde
ein Ungeheuer, tief auf dem Grunde.
Sein Haupt ruht dicht vor Englands Strand,
die Schwanzflosse spielt bei Brasiliens Sand.
Es zieht, sechs Stunden, den Atem nach innen,
und treibt ihn, sechs Stunden, wieder von hinnen.
Trutz, blanke Hans.

Doch einmal in jedem Jahrhundert entlassen
die Kiemen gewaltige Wassermassen.
Dann holt das Untier tiefer Atem ein
und peitscht die Wellen und schläft wieder ein.
Viel tausend Menschen im Nordland ertrinken,
viel reiche Länder und Städte versinken.
Trutz, blanke Hans.

Rungholt ist reich und wird immer reicher,
kein Korn mehr faßt selbst der größte Speicher.
Wie zur Blütezeit im alten Rom
staut hier täglich der Menschenstrom.
Die Sänften tragen Syrer und Mohren,
mit Goldblech und Flitter in Nasen und Ohren.
Trutz, blanke Hans.

Auf allen Märkten, auf allen Gassen
lärmende Leute, betrunkene Massen.
Sie ziehn am Abend hinaus auf den Deich:
"Wir trutzen dir, blanker Hans, Nordseeteich!"
Und wie sie drohend die Fäuste ballen,
zieht leis aus dem Schlamm der Krake die Krallen.
Trutz, blanke Hans.

Die Wasser ebben, die Vögel ruhen,
der liebe Gott geht auf leisesten Schuhen.
Der Mond zieht am Himmel gelassen die Bahn,
belächelt der protzigen Rungholter Wahn.
Von Brasilien glänzt bis zu Norwegs Riffen
das Meer wie schlafender Stahl, der geschliffen.
Trutz, blanke Hans.

Und überall Friede, im Meer, in den Landen.
Plötzlich wie Ruf eines Raubtiers in Banden:
Das Scheusal wälzte sich, atmete tief
und schloß die Augen wieder und schlief.
Und rauschende, schwarze, langmähnige Wogen
kommen wie rasende Rosse geflogen.
Trutz, blanke Hans.

Ein einziger Schrei - die Stadt ist versunken,
und Hunderttausende sind ertrunken.
Wo gestern noch Lärm und lustiger Tisch,
schwamm andern Tags der stumme Fisch.
Heut bin ich über Rungholt gefahren,
die Stadt ging unter vor fünfhundert Jahren.
Trutz, blanke Hans?

Detlev von Liliencron (1844-1909)




Photo copyright: Isabella Kramer

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Parabeln und Rätsel - Friedrich Schiller (-auge)

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Kennst du das Bild auf zartem Grunde,
Es gibt sich selber Licht und Glanz.
Ein andres ists zu jeder Stunde,
Und immer ist es frisch und ganz.
Im engsten Raum ists ausgeführet,
Der kleinste Rahmen faßt es ein,
Doch alle Größe, die dich rühret,
Kennst du durch dieses Bild allein.
Und kannst du den Kristall mir nennen,
Ihm gleicht an Wert kein Edelstein,
Er leuchtet, ohne je zu brennen,
Das ganze Weltall saugt er ein.
Der Himmel selbst ist abgemalet
In seinem wundervollen Ring,
Und doch ist, was er von sich strahlet,
Noch schöner, als was er empfing.





Die Lösung:

Dies zarte Bild, das in den kleinsten Rahmen
Gefaßt, das Unermeßliche uns zeigt,
Und der Kristall, in dem dies Bild sich malt,
Und der noch Schönres von sich strahlt,
Er ist das Aug, in das die Welt sich drückt,
Dein Auge ists, wenn es mir Liebe blickt.





Friedrich Schiller





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Müde

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Müde

Sieh die letzten Blumen blühen,
Dunkler werden Wald und Feld,
Und die Wandervögel ziehen
Wieder in die ferne Welt;
Abendduft'ge Nebelhülle
Senket auf die Thäler sich,
Auf den Auen ist es stille,
Und wie ernst und feierlich!
Wald und Fluren werden müde,
Und es rauscht das Laub im Hain,
Nach dem langen frohen Liede
Suchen Ruh' die Blümelein.
Friede! Friede!





August Auch, 1817-1885






Photo copyright: Isabella Kramer




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Radnetzspinne Berta Koch

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Radnetzspinne Berta Koch
ruft entsetzt: „Herrjeh! Ein Loch!
Hier! In meinem Netz, ganz groß.
Ach, was mach ich denn jetzt bloß?

Ganz zerstört ist das Geflecht.
Hält nur noch mehr schlecht als recht.
Und es hängt, - ich mein, ich spinn! -
nicht ´mal eine Fliege drin.

Feines Netz hat seine Tücken,
lässt sich nicht so einfach flicken!
Alt und morsch sind meine Haxen,
neuem Netzbau kaum gewachsen.

Viel zu mühsam wird’s mir hier
bei Herrn Müller auf Tür 4.
Also werd ich nicht lang fluchen,
neues Jagdrevier mir suchen.“

Kaum gesagt, ist's schon getan.
Berta fängt zu krabbeln an.
Da! Bei Jansens Außenleuchte
schien es wohnlich, wie ihr deuchte.

Motten, Mücken, groß an Zahl,
schwirren dort im Lichterstrahl!
Bertas Magen brummt „Jawoll!
Hier find ich's so richtig toll!“

Unsre Spinne, gar nicht dumm,
folgt dem Magenrumgebrumm.
Fasst voll Hoffnung Kraft und Mut:
„Dieses Mal noch! Richtig gut!“

Webt sogar mit Doppelfaden,
dass ihr Netz bleibt ohne Schaden.
Groß die Mühe! Doch auch wert:
hat ein Spinnennetz beschert,

das sogar Nachtschwärmer hält!
„Wow! Das tollste Netz der Welt!“
schwärmt Emilio Weberknecht,
wohnhaft Türe 6, bei „Brecht“.

Berta, stolz und auch verlegen,
muss sich erstmal schlafen legen.
Schwer wiegt jedes Spinnenbein.
So schläft sie erschöpft gleich ein.

Träumt von Spinnenfestgelagen
an noch vielen satten Tagen.
Dem, was Spinnenherzen freute:
Große, fette Spinnenbeute!



©die amelie ´ 09








Gemälde: "Die lächelnde Spinne" von Odilon Redon, 1891 Wikimedia Commons




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eingehüllt in graue Wolken

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Eingehüllt in graue Wolken,
Schlafen jetzt die großen Götter,
Und ich höre, wie sie schnarchen,
Und wir haben wildes Wetter.

Wildes Wetter! Sturmeswüten
Will das arme Schiff zerschellen -
Ach, wer zügelt diese Winde
Und die herrenlosen Wellen!

Kanns nicht hindern, daß es stürmet,
Daß da dröhnen Mast und Bretter,
Und ich hüll mich in den Mantel,
Um zu schlafen wie die Götter.







Heinrich Heine, 1797 - 1856




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Wasser

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Alles ist aus dem Wasser entsprungen!!
Alles wird durch Wasser erhalten!
Ozean, gönn uns dein ewiges Walten.
Wenn du nicht in Wolken sendetest,
Nicht reiche Bäche spendetest,
Hin und her nicht Flüsse wendetest,
Die Ströme nicht vollendetest,
Was wären Gebirge, was Ebnen und Welt?
Du bist's, der das frischeste Leben erhält.





Johann Wolfgang von Goethe, 1749 - 1832










Gemälde: "Life is Motion" ©Isabella Kramer2015 

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Juli

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Juli

Brütend über Ährenfeldern
Liegt der Sonne goldner Glast,
Und am kühlen Weiher träumend
Hält die sieb'nte Schwester Rast.

Sinnend blicken ihre Augen
In die unbewegte Flut,
Mit dem Fächer kühlt sie leise
Ihrer Wangen heiße Glut.

Leer sind ihre schlanken Hände,
All ihr Reichtum ausgestreut,
Und sie harrt des Erntesegens,
Den das Jahr der Menschheit beut.

Auf den Wiesen klingt die Sichel,
Aller Blumen Pracht vergeht,
Wenn Natur mit ihren Früchten
Auf dem Höhepunkte steht.

Ruhvoll reift das Gold der Felder,
Mutter Erdes größter Schatz;
Und der Juli macht der Schwester
Mit der blanken Sichel Platz.



Helene Krüger, 1861 - 1941



Photo copyright: Isabella Kramer
 
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Kind und Traum

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Kind und Traum und früher Garten
Wandeln wir durch lauter Licht.
Reifer Früchte runde Schatten
Malen sich auf dein Gesicht.

Wipfel neigen grün die Zweige
Tief in den erfüllten Grund.
Wanderselig, wundertrunken
Übt ein Vogel seinen Mund.

Sieh, es hat die schöne Sonne
Sich in deinem Haar verfangen,
Deiner Augen blaue Sterne
Sind schon in mein Lied gegangen.




Hugo Ball, 1886 - 1927








Gemälde: Oda Krog Oslofjord (Japanese lantern), 1886 wikimedia commons



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Die Roggenmuhme

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Die Roggenmuhme


Laß stehn die Blume!
Geh nicht ins Korn!
Die Roggenmuhme
Zieht um da vorn!
Bald duckt sie nieder,
Bald guckt sie wieder:
Sie wird die Kinder fangen,
Die nach den Blumen langen!








August Kopisch, 1799 - 1853






Wikipedia: Die Roggenmuhme ist ein weiblicher Korndämon und Kinderschreck der deutschen Sage, der sich im Feld und Acker aufhält.[1]





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Rosalinds Explosee - (ein Hexe Rosalind Gedicht)

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Es war einer jener Tage, wo man besser gar nichts tut.
Denn wenn man dann doch was anfängt, wird das meistens gar nicht gut.
Rosalind bei sich zuhause, tief unter dem Eichenstamm,
machte grad vom Putzen Pause (und die Pause war recht lang).

All das Kehren, Wischen, Bücken war beschwerlich und auch fad.
Gut, dass sie beim Töpferücken allerlei gefunden hat:
Hier! - ein Pulver, fein und grau! Nicht beschriftet ist das Glas.
Daher weiß man nicht genau: wofür eignet sich denn das?

Dort - ein Bündel alte Gräser! Trocken, knisternd und ganz fahl.
Reingestopft in leere Gläser, dann vergessen im Regal.
Weiters, an ganz andrer Stelle, halb verborgen hinter Ruß,
zeigt sich abgewischt die helle Schale einer braunen Nuss.

In einer verbeulten Dose, winzig klein und ganz verhutzelt,
ähnelt Dornen einer Rose, was zu lang am Herd gebrutzelt.
Und zu guter letzt, - herrjeh! - kehrt sie unterm Schrank hervor
von 'nem Frosch den großen Zeh und ein Fledermäuschenohr.

All die so gefundnen Schätze hat zur Seite sie gelegt.
Sauber sind nun jene Plätze, wo zuvor sich Lurch geregt.
Nun als Nächstes wäre dran: Bettwäsche und Schürzen Bügeln.
Rosalind macht sich daran, ihre Arbeitswut zu zügeln.

Viel viel lieber will sie forschen, ob mit den gefundnen Sachen
in der Eiche, der ganz morschen, sie ein Zauberwerk könnt machen.
Bügeln wird also verschoben, Rosalind zischt in die Küche.
Zauberhirngespinstverwoben spinnt sie neue Hexensprüche.

Das, was noch nicht klein genug, wird im Mörser fein zermahlen.
In der Luft hängt Zauberspuk, leises Murmeln vieler Zahlen.
Ach, hätt unsre Rosalind nur geahnt, was sie nicht konnte,
nämlich dass nicht Dornen sind, was so scheint als dörr-gesonnte!

Nein! Was sie hier ahnungslos mitsamt großem Zeh und Nuss
reibt mit jedem Mörserstoß: Krallen sind's vom Kröchzelfuß!
Dabei weiß doch jedes Kind, das schon einen Kröchzel traf,
wie gefährlich diese sind! Rosalind, du dummes Schaf!

Kröchzelkrallen, die erhitzt, knistern, knallen und verpuffen!
Rosalind hat das verschwitzt. Könnten wir ihr's bloß zurufen!
Doch wir wissen: keine Chance! Rosalind macht munter weiter.
Konzentriert, fast wie in Trance, steigt sie nun auf ihre Leiter,

um vom obersten Regal jenen Glaskolben zu holen
und auch jene schön spiral-förmig schlingenden Phiolen,
welche man auf ein Gestell über eine Flamme setzt.
Feuerstein geholt noch schnell! Rosalind will's wissen jetzt!

Du und ich, wir sind gescheiter, halten Ohrn und Augen zu.
Eifrig macht die Hexe weiter, fügt der Mischung Wasser zu.
Dann wird, ritsch-ratsch!, Stein gewetzt, Funken fliegen in das Reisig.
Wartend, was geschehn mag jetzt, zählt sie langsam „zwanzig, dreißig...“

RUMMS! KRACH! KLIRR! erfülln die Küche. Irgendwo macht etwas ZISCH!
Schlimmste Rauchrußbrandgerüche steigen auf vom Arbeitstisch.
Alles pofelt, wölkt und pfaucht! Autsch! Da ist der Kopf gestoßen!
Bis das Feuer ausgeraucht, sieht man mit dem Aug, dem bloßen

keinen Millimeter weit. Viel zu dick sind Qualm und Ruß.
Während qualvoll banger Zeit stößt sie sich auch noch den Fuß.
Erst als sich der Staub gelegt und die letzten Schwaden fort,
ist, wo eben noch gefegt, sauber auch kein einzger Ort!

Schwarz sind Wände, Tisch und Decke, und auch Rosalinds Gesicht.
Das ansonsten fröhlich kecke Lächeln sieht man darin nicht.
Ach, am liebsten würd sie heulen, gar nichts ist hier nicht beschmutzt!
Hämisch huuhen ferne Eulen. Alles gehört neu geputzt!

Erste, dicke Tränen fallen. Rosalind schnieft leis „ach nee!“
Muss gar teuer jetzt bezahlen für ihr Forschungs-ExpLosee.






von: ©die amelie ´ 09... zu ihrer Gedichte Website






bild: Van Bentum 1670 -1727 "Explosion in the Alchemist Labatory" wikimedia commons 

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