Eiszeit





Eiszeit

Es würde kälter auf Erden,
So lehrte jüngst ein Beweis,
Und nach Jahrtausenden werden
Hier Berge glänzen von Eis.

Seehunde werden sich kosen,
Bei dreißig Grad unter Null,
Wo jetzt jungfräuliche Rosen
Spazieren im leichten Mull.

Eisbären werden sich tummeln
Und wohlig wälzen im Schnee,
Wo honigsammelnde Hummeln
Jetzt schwärmen im blühenden Klee.

Walfische werden sich schaukeln
Im stürmischen Wogenprall,
Wo Schmetterlinge gaukeln,
Und flötet die Nachtigall.

Ihr liebt, darüber zu scherzen,
Mir scheint dies ernst und gerecht.
Wurden denn wärmer die Herzen?
Schritt fort das Menschengeschlecht?

Warum soll Allmutter Erde
Nach langem, fruchtlosem Schweiß
Nicht sehnen sich, daß sie werde
Auch wieder allmählich zu Eis?



Theobald Nöthig, 1841-1925





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