Müde

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Müde

Sieh die letzten Blumen blühen,
Dunkler werden Wald und Feld,
Und die Wandervögel ziehen
Wieder in die ferne Welt;
Abendduft'ge Nebelhülle
Senket auf die Thäler sich,
Auf den Auen ist es stille,
Und wie ernst und feierlich!
Wald und Fluren werden müde,
Und es rauscht das Laub im Hain,
Nach dem langen frohen Liede
Suchen Ruh' die Blümelein.
Friede! Friede!





August Auch, 1817-1885






Photo copyright: Isabella Kramer




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Radnetzspinne Berta Koch

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Radnetzspinne Berta Koch
ruft entsetzt: „Herrjeh! Ein Loch!
Hier! In meinem Netz, ganz groß.
Ach, was mach ich denn jetzt bloß?

Ganz zerstört ist das Geflecht.
Hält nur noch mehr schlecht als recht.
Und es hängt, - ich mein, ich spinn! -
nicht ´mal eine Fliege drin.

Feines Netz hat seine Tücken,
lässt sich nicht so einfach flicken!
Alt und morsch sind meine Haxen,
neuem Netzbau kaum gewachsen.

Viel zu mühsam wird’s mir hier
bei Herrn Müller auf Tür 4.
Also werd ich nicht lang fluchen,
neues Jagdrevier mir suchen.“

Kaum gesagt, ist's schon getan.
Berta fängt zu krabbeln an.
Da! Bei Jansens Außenleuchte
schien es wohnlich, wie ihr deuchte.

Motten, Mücken, groß an Zahl,
schwirren dort im Lichterstrahl!
Bertas Magen brummt „Jawoll!
Hier find ich's so richtig toll!“

Unsre Spinne, gar nicht dumm,
folgt dem Magenrumgebrumm.
Fasst voll Hoffnung Kraft und Mut:
„Dieses Mal noch! Richtig gut!“

Webt sogar mit Doppelfaden,
dass ihr Netz bleibt ohne Schaden.
Groß die Mühe! Doch auch wert:
hat ein Spinnennetz beschert,

das sogar Nachtschwärmer hält!
„Wow! Das tollste Netz der Welt!“
schwärmt Emilio Weberknecht,
wohnhaft Türe 6, bei „Brecht“.

Berta, stolz und auch verlegen,
muss sich erstmal schlafen legen.
Schwer wiegt jedes Spinnenbein.
So schläft sie erschöpft gleich ein.

Träumt von Spinnenfestgelagen
an noch vielen satten Tagen.
Dem, was Spinnenherzen freute:
Große, fette Spinnenbeute!



©die amelie ´ 09








Gemälde: "Die lächelnde Spinne" von Odilon Redon, 1891 Wikimedia Commons




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eingehüllt in graue Wolken

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Eingehüllt in graue Wolken,
Schlafen jetzt die großen Götter,
Und ich höre, wie sie schnarchen,
Und wir haben wildes Wetter.

Wildes Wetter! Sturmeswüten
Will das arme Schiff zerschellen -
Ach, wer zügelt diese Winde
Und die herrenlosen Wellen!

Kanns nicht hindern, daß es stürmet,
Daß da dröhnen Mast und Bretter,
Und ich hüll mich in den Mantel,
Um zu schlafen wie die Götter.







Heinrich Heine, 1797 - 1856




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