Wolken

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Wolken


Am nächtigen Himmel
Ein Drängen und Dehnen,
Wolkengewimmel
In hastigem Sehnen,


In lautloser Hast
— Von welchem Zug
Gebietend erfasst? —
Gleitet ihr Flug,


Es schwankt gigantisch
Im Mondesglanz
Auf meiner Seele
Ihr Schattentanz,


Wogende Bilder,
Kaum noch begonnen,
Wachsen sie wilder,
Sind sie zerronnen,


Ein loses Schweifen …
Ein Halb-Verstehn …
Ein Flüchtig-Ergreifen …
Ein Weiterwehn …


Ein lautloses Gleiten,
Ledig der Schwere,
Durch aller Weiten
Blauende Leere.



Hugo von Hofmannsthal






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Von dem großen Elefanten

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Kennst du den großen Elefanten,
du weißt, den Onkel von den Tanten,
den ganz ganz großen, weißt du, der -
der immer so macht, hin und her.

Der lässt dich nämlich vielmals grüßen,
er hat mit seinen eignen Füßen
hineingeschrieben in den Sand:
Grüß mir Sophiechen Windelband!

Du darfst mir ja nicht drüber lachen.
Wenn Elefanten so was machen,
so ist dies selten, meiner Seel!
Weit seltner als bei dem Kamel.





Christian Morgenstern







Aquarell: ©Isabella Kramer 


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Kontakt über email: vere_dit@yahoo.de


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Spuk - Pantum

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Spuk - Pantum

Der Uhu tut es kund:
"Schuhuu! Mein Kind, schuhuu!
Es schlug zur Geisterstund.
Ein End hats mit der Ruh!"

"Schuhuu! Mein Kind, schuhuu!"
so hallt es durch den Wald.
Du hältst die Ohren zu
und Schatten wird Gestalt.

So hallt es durch den Wald,
bis eins die Turmuhr schlägt.
Und Schatten wird Gestalt,
wo 's im Gehölz sich regt.

Bis eins die Turmuhr schlägt,
da tanzen Elben Reigen.
Wo 's im Gehölz sich regt,
wolln sie ihr Spielchen treiben.

Da tanzen Elben Reigen -
mit Wurzelwicht und Gnom
wolln sie ihr Spielchen treiben
in düstrem Monochrom.

Mit Wurzelwicht und Gnom
da spukt es sich famos!
In düstrem Monochrom
auf Waldes weichem Moos.

Da spukt es sich famos -
dir stehn die Haar zu Berge!
Auf Waldes weichem Moos
siehst Geister du und Zwerge.

Dir stehn die Haar zu Berge:
wild spukts! Im finstren Tann
siehst Geister du und Zwerge.
Nun schlägt es eins - getan!

Wild spukts im finstren Tann.
Es schlug zur Geisterstund.
Nun schlägt es eins - getan!
Der Uhu tut es kund.





mit freundlicher Genehmigung: die amelie 




Gemälde copyright: Isabella Kramer 





Zeit

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So wandelt sie, im ewig gleichen Kreise
Die Zeit nach ihrer alten Weise,
Auf ihrem Wege taub und blind,
Das unbefangne Menschenkind
Erwartet stets vom nächsten Augenblick
Ein unverhofftes seltsam neues Glück.
Die Sonne geht und kehret wieder,
Kommt Mond und sinkt die Nacht hernieder,
Die Stunden die Wochen abwärts leiten,
Die Wochen bringen die Jahreszeiten.
Von aussen nichts sich je erneut,
In Dir trägst du die wechselnde Zeit,
In Dir nur Glück und Begebenheit.




Ludwig Tieck, 1773-1853





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