Nachtsegen






Nachtsegen 


Herrlich ist die Nacht erblüht, 
Von jedem Blinkstern sprüht 
Ein Himmelstropfen – 

Die dunkelschwere Schweigestadt 
Schläft friedlich tagessatt, 
Unter Himmelstropfen – 

Die ganze Stadt ist überregnet, 
Vom Licht das alle Schläfer segnet, 
Diese Nacht.




Gerrit Engelke, 1890 - 1918, dt. Arbeiterdichter aus Hannover, gefördert von Richard Dehmel, gefallen im Ersten Weltkrieg

Quelle: »Rhythmus des neuen Europa«, Gedichte, verlegt bei Eugen Diederichs in Jena, 1929




photo copyright: 
Isabella Kramer




Sommerwünsche



Ich möchte gern mich frei bewahren,
Verbergen vor der ganzen Welt,
Auf stillen Flüssen möcht' ich fahren,
Bedeckt vom schatt'gen Wolkenzelt.

Von Sommervögeln übergaukelt,
Der ird'schen Schwere mich entziehn,
Vom reinen Element geschaukelt,
Die schuldbefleckten Menschen fliehn.

Nur selten an das Ufer streifen,
Doch nie entsteigen meinem Kahn,
Nach einer Rosenknospe greifen,
Und wieder ziehn die feuchte Bahn.

Von ferne sehn, wie Herden weiden,
Wie Blumen wachsen immer neu,
Wie Winzerinnen Trauben schneiden,
Wie Schnitter mähn das duft'ge Heu.

Und nichts genießen, als die Helle
Des Lichts, das ewig lauter bleibt,
Und einen Trunk der frischen Welle,
Der nie das Blut geschwinder treibt.



August Graf von Platen Hallermund




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Ein Frosch ... zum Anderen

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Ein Frosch... zum Anderen 


Ein Frosch im Teiche sprach zum Andern:
" – Und ob wir bis zum Pole wandern,
Nein! so melodisch und voll Seele,
Wie Du, singt keine Philomele!" –

Lusttrunken rief das Fröschlein aus:
"Wem aber dank' ich den Applaus?
Brekex! Nur deinem Unterricht.
So klingt die Menschenflöte nicht.

Ich fühl' in meinem – Deinen Werth.
Du bist allein schon ein Concert;
Die ganze Teich-Akademie
Bewundert deine Melodie." –

Nicht anders loben lächerlich
Zwey Thoren in Journalen sich.

Friedrich Haug, 1761 - 1829




Gemälde copyright: Isabella Kramer 


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Dorfkirche im Sommer

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Dorfkirche im Sommer

Schläfrig singt der Küster vor,
Schläfrig singt auch die Gemeinde,
Auf der Kanzel der Pastor
Betet still für seine Feinde.

Dann die Predigt, wunderbar,
Eine Predigt ohne Gleichen.
Die Baronin weint sogar
Im Gestühl, dem wappenreichen.

Amen, Segen, Thüren weit,
Orgelton und letzter Psalter.
Durch die Sommerherrlichkeit
Schwirren Schwalben, flattern Falter.



Detlev von Liliencron, 1844 - 1909




Foto copyright: Isabella Kramer

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