Den Fluss hinab

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Den Fluß hinab

Im Mittagsschein
fahr ich im Boot allein
den Fluß hinab, der mit mir sinnt und träumt.
Kein Laut im Kreis;
der Kiel gluckst schläfrig, leis;
von Linden ist das Ufer hoch umsäumt.

Der Sonne Glut
strahlt wider aus der Flut
mit Bäumen, deren Kronen abwärts stehn.
Im Fluß erhellt
sich eine Spiegelwelt,
wieviel auch Wellen kommen und vergehn.

Metallen blank,
stahlblau und zierlich schlank
fliegt die Libelle auf der Spiegelung.
So leichtbeschwingt,
von Sonnengold umringt,
flog meine Seele einst, sehnsuchtsvoll, jung.

Zu jung vielleicht,
getäuscht, enttäuscht so leicht,
genoß sie Hoffnung nur, wenn sie genoß;
verfolgte wild
ihr eignes Spiegelbild
in einer Welt, die wie ein Fluß zerfloß.



Eduard Stucken, 1865 - 1936




Photo copyright: Isabella Kramer



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