Verzeihlich

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Verzeihlich

Er ist ein Dichter; also eitel.
Und, bitte, nehmt es ihm nicht krumm,
Zieht er aus seinem Lügenbeutel
So allerlei Brimborium.

Juwelen, Gold und stolze Namen,
Ein hohes Schloß, im Mondenschein
Und schöne, höchstverliebte Damen,
Dies alles nennt der Dichter sein.

Indessen ist ein enges Stübchen
Sein ungeheizter Aufenthalt.
Er hat kein Geld, er hat kein Liebchen,
Und seine Füße werden kalt.


Wilhelm Busch, 1832 - 1908





Photo copyright: Isabella Kramer

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Der weite Gesichtskreis

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 Der weite Gesichtskreis

Die Kröte kroch mit großem Schnaufen
Bedächtig auf den Maulwurfshaufen,
Und sah sich um, von Stolz geschwellt:
"Wie groß ist doch die weite Welt!"


Heinrich Seidel, 1842 - 1906

 

 

Gemälde copyright: Isabella Kramer 

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Der Zwerg

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Der Zwerg

Hang an Hang, und Hang an Feld und Felder,
Strauch an Baum, und Wald an Wälder,
Tal an Berg und Tal an Berg:
Erden-Weite-Breite rundherüberall:

Und der Mensch, der Zwerg:

Tappt verschüchtert,
Geht ernüchtert,
Stolzt voll Dünkel hier und dort,
Schürft sich Lehm und backt sich Ziegel,
Häuft aus Mauern, Dächern seinen Ort.
Schließt mit Schloß und Riegel
Sorgevoll sein Haus,
Klopft und bohrt darin herum –
Dünkt sich klug und andre dumm –
Geht kaum aus der Straße raus – –

Draußen reiht sich Feld an Feld:
Draußen weitet sich die Welt:
Ungeheure Runde!




Gerrit Engelke, 1890 - 1918




Photo copyright: Isabella Kramer

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