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Der brave Karo
Die Mutter ging, das Kind schläft gut;
Es bleibt zurück in Karo's Hut.
Doch bald – wer hätte das gedacht! –
Das Kindlein in der Wieg' erwacht.
Schon schreit das kleine Ännchen laut,
Der Karo sehr bekümmert schaut.
Der kluge Hund ans Fenster springt:
"Kommt niemand, der mir Hilfe bringt?"
Umsonst, es kommt kein Mensch heran!
Laut fängt der Hund zu bellen an.
Das Kindlein immer lauter schreit,
Nun ist Bewegung an der Zeit.
Der Karo schaukelt hin und her,
Die Wiege schwingt sich immer mehr.
Erschrocken schaut jetzt Karo stumm;
Es scheint, als schlüg' die Wiege um.
Da richtig liegt die Kleine schon
Heraußen! Seht, das kommt davon!
Es setzt sich Ännchen auf und weint;
Die Tränen leckt ihm ab der Freund.
Und wie gerade steht das Kind,
Der Karo gleich sein Spiel beginnt.
Vom Fenster jetzt zu seinem Glück
Zieht Karo Ännchen rasch zurück.
Und weil’s darob verdrießlich ist,
Sorgt Karo, daß es dies vergißt.
Er bringt ihm, zu des Kind's Behagen,
Das kleine Püppchen und den Wagen.
Nun zieht – für einen Hund nicht dumm –
Er das Gespann im Kreis herum,
Bis Ännchen jetzt zu Boden fällt,
Was ihm die Freude sehr vergällt.
Aufs neu' das Weinen nun beginnt:
"Beruhige dich, du liebes Kind!"
Nun denken Kind und Karo bang:
"Wo bleibt die Mutter denn so lang?"
Als sie die Mutter endlich seh'n,
Da heißt es schnell zu Bette geh'n.
Die Mutter kommt – ihr Aug' und Ohr
Das findet alles wie zuvor.
Franz Bonn, 1830 - 1894
Gemälde copyright: Isabella Kramer
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