Der Reif

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Der Reif ist ein geschickter Mann:
O seht doch, was er alles kann!
Er haucht nur in den Wald hinein,
Wie ist verzuckert schön und fein
Ein jeder Zweig und Busch und Strauch
Von seinem Hauch!

Wie schnell es ihm von Händen geht!
Kein Zuckerbäcker das versteht.
Und alles fein und silberrein,
Wie glänzt es doch im Sonnenschein!
Wär' alles doch nur Zucker auch
Von seinem Hauch!

Doch nein, wir sind schon sehr erfreut,
Dass uns der Reif so Schönes beut.
O Winter, deinen Reif auch gib,
Uns ist auch Augenweide lieb,
Und ohne Duft und Frühlingshauch
Freu'n wir uns auch.
 
 
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben 
 
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Weihnachtszeit

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Weihnachtszeit

Wunder schafft die Weihnachtszeit.
Vor dem Dorf, darin verschneit
Jeder Hof und jedes Haus,
Vogelbeerbaum, Nacht für Nacht
Hundert Lichtlein trägt, entfacht,
Die da leuchten weit hinaus.
Achtet seiner Herrlichkeit
Niemand auch im Wintergraus,
Bläst der Wind doch keins ihm aus,
Alle strahlen dicht gereiht -
Wunder schafft die Weihnachtszeit.



Martin Greif, 1839 - 1911

 
 
 
 
 
Photo copyright: Isabella Kramer


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Lied des Nussknackers

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Lied des Nussknackers


"König Nussknacker, so heiss ich.
Harte Nüsse, die zerbeiss' ich.
Süsse Kerne schluck' ich fleissig;
doch die Schalen, ei! die schmeiss' ich
lieber Andern hin,
weil ich König bin.
Aber seid nicht bang!
Zwar mein Bart ist lang,
und mein Kopf ist dick
und gar wild der Blick;
doch was tut denn das?
Tu' kein'm Menschen was;
bin im Herzensgrund,
trotz dem grossen Mund,
ganz ein guter Jung',
lieb' Veränderung;
amüsir' mich gern
wie die grossen Herrn;
Arbeit wird mir schwer
und dann mag ich sehr
frommen Kindersinn
weil ich König bin."



Heinrich Hoffmann, 1809 - 1894





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Foto von Annie Spratt auf Unsplash

 

 

 

Der Gesang im Ofen

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Der Gesang im Ofen

Wer sang in meinem Ofen
Heut nacht so wunderbar,
Wie nie ein andres Singen
Mir herzergreifend war?

Lang war’s, als säng’ in Flammen
Unsel’ger Geister Chor,
Dann aber sang’s in Worten
So tönend meinem Ohr:

Du forschest, was so singet
In deines Ofens Raum.
Ich bin’s, der Ast von einem
Gefällten Tannenbaum.

Vom Baume, der geschnitten
Schon längst in Bretter breit,
Der Schreiner hobelt singend:
»Mach, Alter, dich bereit!«

So sang es kurz in Worten,
In Tönen doch noch lang,
Bis mich in Schlaf und Träume
Einlullte der Gesang.
 
 
 
 
Justinius Kerner
 
 
 
 
 
Photo copyright: Isabella Kramer
 

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von Weihnachtsmäusen

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Von Weihnachtsmäusen


von Weihnachtsmäusen
schrieb James Krüss*,
entlarvte ihre Spuren.
Advent ist ihre Hochsaison
exakt, wie Schweizer Uhren.


Nie sah man sie von Angesicht,
einzig die Nagereste.
So zahlreich ihre Gattung ist,
so heimlich ihre Feste.


Sie gibt es nur zur Weihnachtszeit
in Stuben, Küchen, Kellern,
mit Keksen, Kringeln, Schokowerk.
 Man sieht‘s an leeren Tellern.


Der Dichter wusste wohl Bescheid,
bestimmt aus der Erfahrung.
Sah er die Maus? Er sagt es nicht.
denn Fantasie braucht Nahrung …







veredit©Isabella Kramer 2011






Safe Creative #1112040664063



 * "Die Weihnachtsmaus" ist ein Gedicht von James Krüss



Gemälde copyright: Isabella Kramer 


Enthalten in dem Gedichtband Kinder-Gedichte-Welt. Einige wenige Exemplare (Softcover oder das hochwertige Hardcover) sind über mich persönlich erhältlich oder via Blurb.de bestellbar

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Kinder-Gedichte-Welt
Kinder-Gedicht...
Von Isabella Kramer
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Schlechtes Wetter

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Liese, es regnet Seile;
Ich sterbe vor Langerweile.
Ich glaube, die Blasen schwimmen dort -
Jetzt regnet's vier Wochen immer so fort.

Ich sollte der liebe Gott mal sein.
Da gäb' es Regen bloß bei Nacht,
Und immer wär' es Sonnenschein,
Wenn ich im Bett wär' aufgewacht.



von Victor Blüthgen

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