Kränze aus Papier - Kinderlied

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Kränze aus Papier - Kinderlied


Ich und du und du und du,

Zwei mal zwei ist viere,

Tragen Kränze auf dem Kopf,

Kränze aus Papiere;

Rechts herum und links herum,

Röck' und Zöpfe fliegen,

Wenn wir alle schwindlig sind,

Falln wir um und liegen,

Purzelpatsch, wir liegen da,

Patschelpurz, im Grase:

Wer die längste Nase hat,

Der fällt auf die Nase.


Otto Julius Bierbaum







Photo copyright: 
Isabella Kramer


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Wie freu ich mich der Sommerwonne

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Wie freu ich mich der Sommerwonne

Wie freu‘ ich mich der Sommerwonne,
Des frischen Grüns in Feld und Wald,
Wenn’s lebt und webt im Glanz der Sonne
Und wenn’s von allen Zweigen schallt!

Ich möchte jedes Blümchen fragen:
Hast du nicht einen Gruß für mich?
Ich möchte jedem Vogel sagen:
Sing, Vöglein, sing und freue dich!

Die Welt ist mein, ich fühl es wieder:
Wer wollte sich nicht ihrer freu’n,
Wenn er durch frohe Frühlingslieder
Sich seine Jugend kann erneu’n?

Kein Sehnen zieht mich in die Ferne,
Kein Hoffen lohnet mich mit Schmerz;
Da wo ich bin, da bin ich gerne,
Denn meine Heimat ist mein Herz.


Hoffmann von Fallersleben 





Photo copyright: 
Isabella Kramer

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Die Suppe sprach

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Die Suppe sprach...

Die Suppe sprach mit leisem Mund:
»Die Kinder mach' ich stark – gesund!
Wenn ihr’s nicht glaubt, so seid jetzt still
Und horcht, was ich erzählen will.

Im Wald, wo Wind und Wetter braust,
Hat eine Hexe einst gehaust,
Die hatte viele Kinderlein,
Die sperrte in den Wald sie ein,
Gab ihnen nichts zu essen mehr;
Die Kinder plagt’ der Hunger sehr.

Doch eine Fee, die wusste dies;
Darum sie Suppe regnen ließ.
Da kamen schnell die Kinderlein
Und fingen sie in Töpfchen ein,
Und wurden groß und kräftig sehr,
Die Hex’ konnt’ sie nicht halten mehr,
Und kamen glücklich in die Stadt –
Die Suppe sie gerettet hat!«


Joachim Ringelnatz, 1883-1934





Photo copyright: 
Isabella Kramer

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Leuchtturmbild

 


 

 

 

komm ich mal dir einen Leuchturm
himmelhoch mit dicken Streifen
wie ein ellenlanger Finger
der will nach den Wolken greifen

oben unter spitzem Dach
hat er Fenster ganz ringsum
dort zuhause ist sein Licht
das sich nachts dreh um und um

allen Schiffen weist  es Wege
auf dem großen weiten Meer
damit diese gut nach Haus kommen
das wär' sonst schon ziemlich schwer

gleich darunter sind die Zimmer
wo der Leuchtturmwärter wohnt
winzig klein mit runden Wänden
doch das ist der so gewohnt

ganz am Fuß kommt noch die Türe
denn man muss ja wohl hinein
auch braucht sie feste Scharniere
gegen Sturm und Scherereien

weiß und rot werd ich ihn malen
rechts und links zwei Häuschen stehen
darin wohnen Frau und Kinder
doch die sind noch nicht zu sehen 
 

 

veredit©isabella.kramer2024






Gemälde copyright: Isabella Kramer 





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Der kleine Sünder

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 Der kleine Sünder


Gestern lief der Peter weg,
spinnefix, verstohlen.
Setzt sich Mutter den Bänderhut auf:
Wart, ich will dich holen!
Sausepeter,
Flausepeter,
kleiner Sünder, wo bist du?

Hahnematz steht auf der Wiese;
Kiek ins Grüne! kräht er.
Sag mir, bunter Kikeriki,
wo ist unser Peter?
Bummelpeter,
Schummelpeter,
kleiner Sünder, wo bist du?

Wie sie in den Garten kommt,
ist er nicht zu sehen;
bleibt sie neben dem Spargelbeet
unterm Pflaumenbaum stehen.
Aber Peter,
nirgends steht er;
kleiner Sünder, wo bist du?

Hört sie etwas lachen, horch,
oben aus dem Baume;
sitzt der Peter seelenvergnügt,
pflückt sich eine Pflaume.
Wirft ein Steinchen,
schwenkt die Beinchen,
wuppdich - Mutter, da bin ich.


Paula Dehmel

 

 

Foto von Ben White auf Unsplash 



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Das lüsterne Wildschwein

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Das lüsterne Wildschwein.

Zu seinem Sohn im Walde spricht
Der Holzknecht: "Hansel, fürcht' dich nicht!
 
Ich muß zur Arbeit, du bleibst hier,
Und siedest die Kartoffeln mir."

Der Hans läßt sich's nicht zweimal sagen,
Beginnet Holz herbeizutragen,

Und denkt: "Wie ich schon oft getan,
Ich schüre jetzt ein Feuer an!"

Doch plötzlich – horch nur! Was ist das?
Im nahen Busche raschelt was.

Ein Wildschwein ist’s, hier ist es schon –
Der Hansel lauft voll Schreck' davon.

Indessen Hans zum Vater lauft,
Das Wildschwein ganz behaglich sauft,
 
Bis es dem Ding kommt auf die Spur,
Daß es gemeines Wasser nur.
 
Und als der Hans gekommen kaum
Auf seinem Weg zum nächsten Baum,
 
Hat, was dem Wildschwein besser schmeckt,
Es die Kartoffeln schon entdeckt.

Wie nun der Hans verschwunden ist,
Das Wildschwein immer tiefer frißt

Sich in den hohen Topf hinein,
Gefräßig ist ja jedes Schwein.

Doch allzulüstern tut nicht gut!
Das Wildschwein hat bald einen Hut,

Denn fest steckt im Kartoffeltopf
Auf einmal jetzt sein dicker Kopf.

Und wie der Holzknecht mit Geschrei
Vom Hans geholt nun kommt herbei,

Enteilt das Wildschwein mit Gebrumm,
Und wirft dabei den Kessel um.

Heim trägt der Holzknecht froh das Schwein,
Der Hans den Kessel hinterdrein.
 
Und von dem Ganzen die Moral:
"Zu lüstern schadet jedesmal!"


Franz Bonn, 1830 - 1894




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Foto von Max Saeling auf Unsplash 
 
 
 
 
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Maikäfer summ summ summ (Knabe und Maikäfer)

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Maikäfer, summ, summ, summ,

Nun sag mir an: warum?
Du fliegst am Fenster hin und her,
Und willst mein Laub und Haus nicht mehr!
Was schwirrst du so? was schnurrst du so?
Warum bist du nicht mehr so froh?

„Lieb Kindlein, still, still. Still!
Hör, was ich sagen will.
Wie sollt´ ich denn wohl fröhlich sein
In deinem dunkeln Haus allein,
So fern von frischer Himmelsluft,
Von lichtem Grün und Laubesduft?“

Maikäfer, summ, summ, summ,
Nun sag mir an: warum?
Hab´ ich doch Fenster dir gemacht,
Und frisches Laub dir stets gebracht,
Dein Haus in Sonnenschein gestellt,
Und dich geführt in Wald und Feld!

„Lieb Kindlein, still, still, still!
Hör, was ich sagen will.
Wenn ich´s mit dir auch so gemacht,
Du würdest weinen Tag und Nacht,
Und wär´ ich noch so gut dabei,
Du sprächst doch allzeit: laß mich frei!“



Hoffmann von Fallersleben, 1798 - 1848 





 
Gemälde copyright: Isabella Kramer



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Bei Goldhähnchens

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 Bei Goldhähnchens

Bei Goldhähnchens war ich jüngst zu Gast!
Sie wohnen im grünen Fichtenpalast
In einem Nestchen klein,
Sehr niedlich und sehr fein.

Was hat es gegeben? Schmetterlingsei,
Mückensalat und Gnitzenbrei
Und Käferbraten famos —
Zwei Millimeter groß.

Dann sang uns Vater Goldhähnchen was,
So zierlich klang's wie gesponnenes Glas;
Dann wurden die Kinder beseh'n:
Sehr niedlich alle zehn!

Dann sagt' ich: „Adieu!“ und: „Danke sehr! “
Sie sprachen: „Bitte, wir hatten die Ehr'
Und hat uns mächtig gefreut '.“
Es sind doch reizende Leut'!


Heinrich Seidel, 1842 - 1906

 

 

Foto von Vincent van Zalinge auf Unsplash  

 

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Wunschhut

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Wunschhut 

ich wünsche mir
einen üppigen Hut
darauf soll ein prachtvoller
Garten erblühen

mit Blumen in allen
Nuancen der Welt
auch Vögelchen, die
vor Fröhlichkeit sprühen

sie sollen ruhig nisten
mir wär‘ das nur recht
ihr Zwitschern vertreibt
die düsteren Töne

aus Stroh sollt' er sein
fein geflochten und hell
ein Gespinst für das
Lichte und Schöne

die Krempe ganz breit
und mit Bändern aus Samt
ich will ihn ja fest
an mich binden

denn unter dem Hut
das weiß ich genau
wird Trübsal mich
niemals mehr finden




veredit©isabella.kramer2010




Gemälde copyright: Isabella Kramer 



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Lieben

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Lieben

Ob du's noch denkst, daß ich dir Äpfel brachte
und dir das Goldhaar glatt strich leis und lind?
Weißt du, das war, als ich noch gerne lachte,
und du warst damals noch ein Kind.

Dann ward ich ernst. In meinem Herzen brannte
ein junges Hoffen und ein alter Gram ...
Zur Zeit, als einmal dir die Gouvernante
den ›Werther‹ aus den Händen nahm.

Der Frühling rief. Ich küßte dir die Wangen,
dein Auge sah mich groß und selig an.
Das war ein Sonntag. Ferne Glocken klangen,
und Lichter gingen durch den Tann ...


Rainer Maria Rilke, 1875 - 1926






Photo copyright: 
Isabella Kramer


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Wolkenreise

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Wolkenreise

War einst ein kleines Wölckchen,
das hatte sich komplett verflogen.
Es träumte vor sich hin mit offen'n Augen
und schwupps war die Familie
meilenweit davon gezogen.

Hach, dachte es, das ist doch fein,
die Sonne kitzelt meinen Bauch, 
der Wind ist warm, es duftet schön
nach Frühling. Hier will ich sein und
blieb. Der Rest der Sippe weitertrieb.

Es schaukelte sich so dahin, genoss
die Gärten, Parks und Felder im 
Frühlingslicht. Vermisste nichts und 
niemanden und sorgte sich kein bisschen,
rein so garnicht, nicht. 

Der Abend kam, die Sonne war schon in
ihr Bett gegangen, da dachte Wölckchen 
sich, ich sollte wohl mal an zu suchen 
fangen. Wo ist Mama, Papa und auch 
die Großeltern sind nicht zu sehen?

Da sah sie alle bauschig, wartend an dem
Fuß des Berges stehen. Sie schmunzelten
und keiner gab auch nur ein böses Wort.
Sie nahmen Wölckchen in die Familienmitte
und folgen mit ihm fort. 



veredit©isabella.kramer25




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Photos copyright: Isabella Kramer


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Plaudertäschchen

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Plaudertäschchen

Und sag' mal, liebe Liese,
Das ein mir bloß,
Der Storch auf der Wiese,
Mit dem ist was los!
Er klappert und klappert,
Daß weithin es dringt,
Ob er mir am Ende
Ein Brüderle bringt?

Und denk' mal, liebe Liese,
Ich hab' was gesehn,
Mein alter Wagen
Geht wieder zu drehn.
Der Vater hat Räder,
Ganz neue gemacht
Und ihn heut zur Mutter
Ins Stüble gebracht!

Und glaub' man, liebe Liese,
Das ist sicher wahr,
Erst kommen die Küken
Zu uns jedes Jahr,
Und dann erst die Kinder,
Wenn's nicht mehr so kühl,
Denn alles auf einmal,
Das wär' doch zuviel!




E. von Hauff (19./20. Jhdt.?), deutsche(r) DichterIn


 Gemälde copyright: Isabella Kramer


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Die Amseln haben Sonne getrunken

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 Die Amseln haben Sonne getrunken

Die Amseln haben Sonne getrunken,
Aus allen Gärten strahlen die Lieder,
In allen Herzen nisten die Amseln,
Und alle Herzen werden zu Gärten
Und blühen wieder.

Nun wachsen der Erde die großen Flügel
Und allen Träumen neues Gefieder,
Alle Menschen werden wie Vögel
Und bauen Nester im Blauen.

Nun sprechen die Bäume in grünem Gedränge
Und rauschen Gesänge zur hohen Sonne,
In allen Seelen badet die Sonne,
Alle Wasser stehen in Flammen,
Frühling bringt Wasser und Feuer
Liebend zusammen.



Max Dauthendey, 1867 - 1918
 
 
 
 
 
Foto von Lex Melony auf Unsplash .

Föhn

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Föhn

Laß deinen Atem wehen,
Frühling, du Held!
Mag auch zugrunde gehen,
Was morsch auf der Welt!

Die Erde will keinen Freier,
Der lahm und lack,
Solch eine Hochzeitsfeier
Feiert im Frack.

Nein! einen wilden tollen
Nackten Geselln,
und in die Küsse sollen
Todschreie gelln!

Wogen sollen brüllen
Gepeitscht an den Strand,
Brechende Wälder füllen
Mit Stöhnen das Land,

Lawinen sollen dröhnen
Ins zitternde Tal,
Um das Brautbett tönen
Soll Sturmchoral!

So empfangen und zeugen
Riesen ihr Kind. –
– Uns ziemt es zu schweigen,
Zwerge, die wir sind …


A. de Nora, 1864 - 1936




Foto von Alessio Soggetti auf Unsplash


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Was der Frühling alles tun muss!

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Erst die Sonne höher heben,
dann die Gräser grün anstreichen,
allen, die auf Erden leben,
brüderlich die Hände reichen,

Schlangen häuten, Schatten schwärzen,
Felder kämmen, auch die Wiesen,
sorgen, dass Kastanienkerzen
brennen, Weidenruten schießen,

für die Vögel Noten schreiben
und die Rosenblätter zählen,
mit den Kindern Unfug treiben,
Wäldern neue Farben wählen,

Käfern ihre Panzer putzen,
Zäunen guten Morgen sagen,
Tau als Schmuck für Gras benutzen,
Licht in Mauselöcher tragen,

weil die Bienen gern was hätten,
Honig in die Blüten stecken,
alle Katzenfelle glätten -
und die Kinder morgens wecken!

Ja der Frühling hat zu tun,
und was machen wir denn nun?


 
 
Frantisek Halas, 1901 - 1949

 

 

 


Gemälde copyright: Isabella Kramer 

 

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Wenn's Frühling wird

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Wenns Frühling wird

Die ersten Keime sind, die zarten,
im goldnen Schimmer aufgesprossen;
schon sind die ersten der Karossen
im Baumgarten.

Die Wandervögel wieder scharten
zusamm sich an der alten Stelle,
und bald stimmt ein auch die Kapelle
im Baumgarten.

Der Lenzwind plauscht in neuen Arten
die alten, wundersamen Märchen,
und draußen träumt das erste Pärchen
im Baumgarten.





Rainer Maria Rilke, aus Larenopfer 1895 









Photo copyright: Isabella Kramer



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Das Wunderschloss

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Das Wunderschloss


Ich wünsch mir was!

Was ist denn das?

Das ist ein Schloss aus Marzipan -

mit Türmen aus Rosinen dran

und Mandeln an den Ecken.

Ganz zuckersüß und braun gebrannt

und jede Wand aus Zuckerkand -

da kann man tüchtig schlecken!

Und Diener laufen hin und her

mit Saft und Marmelade

und drinnen in dem Schlosse drin,

sitzt meine Frau, die Königin -

die ist aus Schokolade.




Adolf Holst, 1867 - 1945





Foto von Leonis Caeli auf Unsplash

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Bienchen sum herum













Summ summ summ!
Bienchen summ’ herum!
ei! wir thun dir nichts zu Leide,
flieg’ nun aus in Wald und Heide!
Summ summ summ!
Bienchen summ’ herum!

Summ summ summ!
Bienchen summ’ herum!
such’ in Blumen, such’ in Blümchen
dir ein Tröpfchen, dir ein Krümchen!
Summ summ summ!
Bienchen summ’ herum!

Summ summ summ!
Bienchen summ’ herum!
kehre heim mit reicher Habe,
bau’ uns manche volle Wabe!
Summ summ summ!
Bienchen summ’ herum!

Summ summ summ!
Bienchen summ’ herum!
bei den heilig Christ-Geschenken
wollen wir auch dein gedenken –
Summ summ summ!
Bienchen summ’ herum!

Summ summ summ!
Bienchen summ’ herum!
wenn wir mit dem Wachsstock suchen
Pfeffernüss’ und Honigkuchen.
Summ summ summ!
Bienchen summ’ herum!



August Heinrich Hoffmann von Fallersleben





Photo copyright: Isabella Kramer



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Der Flockenzähler - Teil 2

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Der Flockenzähler


hat allen Grund zum Freuen
die Luft ist längst nicht mehr so kalt,
der Frühling naht, er spürt’s genau.
Natur erwacht von Neuem.

Frau Holle packt die Kissen fort,
Schluss nun mit dicken Flocken.
Jetzt ist's vorbei mit tagelang,
nur in der Stube hocken.

Herr Igel und Frau Dachs sind wach,
Schneeglöckchen läuten leise,
Narzissen schaukeln sanft im Wind,
der Bach befreit vom Eise.

Nun braucht er nicht mehr zählen,
ob irgendwo ein Flöckchen fällt.
Sein langer Dienst er endet jetzt,
denn warm und sonnig wird die Welt.

So räumt er schnell die Listen fort,
verstaut die Wintersocken,
zum Regenbogen-Wohlfühl-Ort
läßt er sich gerne locken.

Wer so viel zählt, der braucht auch Pausen,
zum Tanzen und zum fröhlich sein.
Das gilt nicht nur für Flockenzähler,
nein, auch für uns, für Groß und Klein.



veredit©Isabella Kramer 2024



weitere Gedichte vom: Flockenzähler





Photo copyright: 
Isabella Kramer



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Die drei Spatzen

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Die drei Spatzen


In einem leeren Haselstrauch,

da sitzen drei Spatzen, Bauch an Bauch.


Der Erich rechts und links der Franz

und mittendrin der freche Hans.


Sie haben die Augen zu, ganz zu,

und oben drüber, da schneit es, hu!


Sie rücken zusammen dicht an dicht,

so warm wie Hans hat’s niemand nicht.


Sie hör’n alle drei ihrer Herzlein Gepoch.

Und wenn sie nicht weg sind, so sitzen sie noch.




Christian Morgenstern





Gemälde copyright: Isabella Kramer 


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Februar

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Februar


Im Winde wehn die Lindenzweige,

Von roten Knospen übersäumt;

Die Wiegen sind's, worin der Frühling

Die schlimme Winterzeit verträumt. 


Theodor Storm, 1817 - 1888






Photo (Gif) copyright: Isabella Kramer





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Der Schneemann auf der Straße

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Der Schneemann auf der Straße 


Der Schneemann auf der Straße
trägt einen weißen Rock,
hat eine rote Nase
und einen dicken Stock.

Er rührt sich nicht vom Flecke,
auch wenn es stürmt und schneit.
Stumm steht er an der Ecke
zur kalten Winterszeit.

Doch tropft es von den Dächern
im ersten Sonnenschein,
da fängt er an zu laufen,
und niemand holt ihn ein.


Robert Reinick, 1805 - 1852 








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Märchenadresse





Märchenadresse

Außen umspinnen gläserne Fäden das Haus,
innen ist alles winzig klein,
Möbel, Geschirr, selbst die Kleidung 
sehen so aus,
als würde da niemand da passen hinein,
der auch nur größer ist, als der Daumen des Riesen Klaus. 
  

Selbst vor den Fenstern hängende Schalen mit lila Gras,
das schon vor Wochen, jemand zu gießen vergaß.
Faktisch braucht man auch für die Türe viel Humor,
stehen doch in der Tat sieben bärtige Zwerge davor.


Am Zaun mehlige Säckchen mit roten Äpfeln hängen.
Und aus den Dachluken sich niedliche Mäuse rauszwängen.
Rate mal - wessen Name ziert das Kingelschildchen?
Klar doch! - Schneewittchen, dazu noch mit Bildchen.


 

veredit©isabella.kramer08





Gemälde copyright: Isabella Kramer 

auch enthalten im neuen Gedichteband "Kinder-Gedichte-Welt" erhältlich über mich oder via blurb.de 



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Kleines Wortspiel

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Kleines Wort-Spiel :

Konkurrierende Befindlichkeiten 



Der NÄHE die FERNE entzogen

der FERNE die NÄHE geboten

Fäden gespannt

zwischen dem EntFERNtsein

und dem ZuNAHkommen

die NÄHE entFERNt

und die FERNE beNAHt

zu FERN und zu NAH

zu NAH und zu FERN

NAH und doch FERN

FERN und doch NAH

Was jetzt?



mit freundlicher Genehmigung der Autorin© Ingrid Hassmann 09. 04. 2019



Foto von Cristina Gottardi auf Unsplash




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Der alte Schlitten

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Der alte Schlitten


An eine Kellerwand gelehnt,
der alte Schlitten steht, sich sehnt
nach winterlicher Jahreszeit;
wähnt Kälte, Schnee nicht allzu weit.

Am nächsten Morgen schneit’s fein still;
geschieht tatsächlich, was er will.
Geräusch ertönt, grell scheint ein Licht;
die Zeit des Nichtstun unterbricht.

Ein Kind trägt ihn zum Korridor,
holt Werkzeug und ein Tuch hervor.
Er wird geschliffen und entstaubt.
Stets hatte er daran geglaubt…

Es lockt und funkelt Pulverschnee.
Die Schlittenfahrt ein Spaß – juchhe!



C.M. Beisswenger





Gemälde copyright: 
Isabella Kramer 


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Epiphanias

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Epiphanias 

Die heil'gen drei König mit ihrem Stern,
Sie essen, trinken, und bezahlen nicht gern;
Sie essen gern, sie trinken gern,
Sie essen, trinken, und bezahlen nicht gern.

Die heil'gen drei König sind kommen allhier,
Es sind ihrer drei und sind nicht ihrer vier;
Und wenn statt drei es viere war',
So war' ein heil'ger drei König mehr.

Ich erster bin der weiß und auch der schön',
Bei Tage solltet ihr mich nur erst sehn!
Doch ach, mit allen Spezerein
Werd ich sein Tag kein Mädchen mir erfrein!

Ich aber bin der braun' und bin der lang',
Bekannt bei Weibern wohl und beim Gesang.
Ich bringe Gold statt Spezerein,
Da werd ich überall willkommen sein.

Ich endlich bin der schwarz' und bin der klein'
Und kann auch wohl einmal recht lustig sein.
Ich esse gern, ich trinke gern,
Ich esse, trinke und bedank mich gern.

Die heil'gen drei König' sind wohl gesinnt,
Sie suchen die Mutter und auch das Kind;
Der Joseph fromm sitzt auch dabei,
Der Ochs und Esel liegen auf der Streu.

Wir bringen Myrrhen, wir bringen Gold,
Dem Weihrauch sind die Damen hold;
Und haben wir Wein von gutem Gewächs,
So trinken wir drei so gut als ihrer sechs.

Da wir nun hier schöne Herrn und Fraun,
Aber keine Ochsen und Esel schaun;
So sind wir nicht am rechten Ort
Und ziehn unsers Weges weiter fort.


Johann Wolfgang von Goethe







Gemälde copyright: 
Isabella Kramer 



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