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Es ringt der Regen mit dem Winde

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Es ringt der Regen mit dem Winde,
Es ringt der Segen mit dem Fluch,
Es ringt das Alter mit dem Kinde,
Es ringt die Sage mit dem Buch.

Es kämpft die Tugend mit dem Bösen,
Es kämpft die Arbeit mit dem Gold,
Es kämpft ein jeglich, jeglich Wesen:
Ob es, und ob es nicht gewollt!



Friederike Kempner ,1836-1901


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Waldkonzerte ...

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Waldkonzerte! Waldwindchöre!
Düstres Solo strenger Föhre -
Tannensatz nach tiefem Schweigen -
heller Birken Mädchenreigen -
Buschgeschwätze - Gräserlieder -
Blätterskalen auf und nieder - -
wenn ich euch nur immer höre -
Waldkonzerte! Waldwindchöre!





Christian Morgenstern, aus „Ein Sommer“, 1900








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Feenmärchen

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Sommerlüfte, Blüthendüfte
Wiegen an der Quelle ein;
Mir zu Füßen hört' ich's grüßen
Mußte wol die Welle sein.

Heimlich Flüstern unterm düstern,
Dunkelgrünen Zweigendach —
Ist der Feen Schleierwehen,
Die zum luft'gen Reigen wach.

Unterm Baume, wo im Traume
Schlummernd ich versunken bin:
Lieblich flimmernd, prächtig schimmernd,
Hüpft ein goldner Funken hin.

Von dem Throne aus der Krone
Mußt' ein Stein der Funken sein,
Der Rubinen gleich erschienen —
Nenn' ihn wonnetrunken mein!

Und das Flüstern, das noch lüstern
Eben unterm Blätterdach:
Wollt' mir scheinen ward zum Weinen —
O, dem folgt ein Wetter nach!

Sturmesbrausen hör' ich sausen,
Wie sich's auf den Bäumen regt! —
Ach die Feen sie verstehen
Welche Frucht ihr Säumen trägt.

Wo sie weilen, alle eilen
Suchend nach dem prächt'gen Stein,
Ängstlich fragen ihre Klagen
Überall den nächt'gen Rain.

Fast im Herzen wollt' mich schmerzen
Dieser Klagen Trauerton,
Und ich fühlte: leise wühlte
Meiner Reue Schauer schon.

Graut der Morgen bleibt geborgen
Das Juwel für immer mir. —
Doch der Feen Trauer sehen,
Trübt des Glückes Schimmer mir.

Mag im Dunkeln leuchtend funkeln
Seines Zauberglanzes Macht,
Daß sie finden und ihn winden
Wieder in des Kranzes Pracht!

Mir zu Füßen hört' ich grüßen,
Meint' es müßt' die Welle sein —
Doch die Krone, wie zum Lohne,
Nahm der Welle Stelle ein.

Das entrückte Kleinod drückte
Ich der Krone wieder ein —
Wie beglückte und entzückte
Da mich erst sein Widerschein!

Seine Strahlen hemmten Qualen,
Niederstieg der Feen Schaar; —
Mich umringten die Beschwingten,
Sahen was geschehen war.

Nicht mehr lüstern leise flüstern
Jetzt sie noch im Eichenwald —
Liederschwingen hör' ich klingen —
Wie's in allen Reichen schallt!

Ihrer Habe reichste Gabe:
Liedersterne reichten sie
Für die Krone mir zum Lohne —
Solche Sterne bleichten nie!




Karl Stelter, 1823 – 1912 aus der Sammlung Romanzen und Balladen


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Die Glocke im Meer

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Die Glocke im Meer


Ein Fischer hatte zwei kluge Jungen,
hat ihnen oft ein Lied vorgesungen:
Es treibt eine Wunderglocke im Meer,
es freut ein gläubig Herze sehr,
das Glockenspiel zu hören.

Der eine sprach zu dem andern Sohn:
Der alte Mann verkindet schon.
Was singt er das dumme Lied immerfort;
ich hab manchen Sturm gehört an Bord,
noch nie eine Wunderglocke.

Der andre sprach: Wir sind noch jung,
er singt aus tiefer Erinnerung.
Ich glaube, man muß viel Fahrten bestehn,
um dem großen Meer auf den Grund zu sehn;
dann hört man es auch wohl läuten.

Und als der Vater gestorben war,
fuhren sie weg mit braunblondem Haar.
Und als sie sich grauhaarig wiedertrafen,
dachten sie eines Abends im Hafen
an die Wunderglocke.

Der eine sprach, verdrossen und alt:
Ich kenne das Meer und seine Gewalt.
Ich hab mich zuschanden auf ihm geplagt,
hab auch manchen Gewinn erjagt;
läuten hört ich es niemals.

Der andre sprach und lächelte jung:
Ich gewann mir nichts als Erinnerung;
es treibt eine Wunderglocke im Meer,
es freut ein gläubig Herze sehr,
das Glockenspiel zu hören.



von Richard Fedor Leopold Dehmel

 



Photo copyright: Isabella Kramer


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