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Die Wunderkinder

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Die Wunderkinder

Ich saß in des Boudoirs Heiligtum
Im Kreis von jungen Müttern
Und ließ mit ihrer Kinder Ruhm
In höflicher Neugier mich füttern.

"Ich hab' einen Jungen, zwar rot von Haar",
Sprach ernsthaft Frau Adele,
"Probleme wälzt schon, ganz wunderbar,
Das Kind in junger Seele.

Es ist, als könnte der kleine Wicht
Uns tief in die Herzen gucken.
Wie schade, das blasse Kindergesicht
Leidet am Nervenzucken."

"Sechs Jahre ist unsere Kleine alt,"
So rühmte die blonde Mathilde,
"Die Händchen sind ihr immer kalt,
Die Augen voll träumender Milde.

Sie sitzt so still oft, daß mir's graust,
Lesend bei mir in der Wohnung,
Die beiden Monologe des Faust
Rezitiert sie mit guter Betonung."

"Mein Hugo ist in den Gliedern nicht stark,"
Seufzt Klara, "das gibt sich am Ende,
Ich war mit ihm in Dänemark,
Und entdeckte dort seine Talente.

Er lernte Dänisch von Kellner und Magd,
Das ist doch gewiß höchst erfreulich,
Und hat mir im Urtext aufgesagt
Gedichte von Ibsen neulich."

"Und meine Ida, die kleine Maus,"
Frau Hilde rühmt es mit Rührung,
"Spielt Symphonien von Richard Strauss
Mit richtiger Fingerführung.

Nur körperlich ist sie nicht recht gediehn,
Das Wachstum will nicht glücken,
Trotz Lebertran, Tropon und Pepsin;
Und hat einen hohen Rücken."

Frau Eva saß eine Weile still –
Ich sah die Zweifel sie quälen.
"Sie müssen nicht denken, Herr Doktor, ich will
Nicht von meinen Jungen erzählen.

Was aber könnt' ich Euch anvertraun?
Sie haben rotglühende Wangen,
Zerrißne Hosen von Hecken und Zaun
Und sind ein paar wilde Rangen.

Ihre Muskeln sind gut, und ihr Herz ist nicht bös,
Doch lesen sie Ibsen nicht dänisch;
Sie spielen Klavier nicht und sind nicht nervös
Und gar nicht neurasthenisch.

Sie wählen zum Lesen nicht Goethe aus;
Grimms Märchen – hei, wie sie drauf brennen!
Und werden – ich schäm' mich's zu sagen – den Strauß
Nur vom Zoologischen kennen.

Sie schwimmen wie Fische und klettern flott
Und schenken mit kindlicher Güte
Und beten des Abends zum lieben Gott,
Dass er ihre Mutter behüte."

Ich sah ihr in das erglühte Gesicht –
Durchs Herz klangen alte Weisen –
Und hieß sie bis heute ›Frau Eva‹ nicht,
Sie müßte Frau Eva heißen!

Auf ihre Hände, kußbereit,
Beugt tief sich der alte Sünder:
"Sie haben in wunderreicher Zeit
Die wahren Wunderkinder!"


Rudolf Presber, 1868 - 1935


Gemälde copyright: Isabella Kramer 


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Am Meeresstrand

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Zwei Jungfrauen sitzen am Meeresstrand;
Die Eine weint in die Fluthen,
Die Andre mit dem Kranz in der Hand
Wirft Rosen in die Fluthen.

Die eine, trüber Wehmuth Bild,
Stöhnt mit geheimem Beben:
"O Meer, o Meer, so licht und wild,
Wie gleichst du so ganz dem Leben!"

Die Andre, lichter Freude Bild,
Jauchzt selig lächelnd daneben:
"O Meer, o Meer, so licht und wild,
Wie gleichst du so ganz dem Leben!"

Fortbraust das Meer und überklingt
Das Jauchzen und das Stöhnen;
Fort wogt das Meer und, ach, verschlingt
Die Rosen und die Thränen.


Anastasius Grün, 1806 - 1876


Photo copyright: Isabella Kramer
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Erbsenparabel

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Erbsenparabel

Vier Erbsen in einer Schote saßen,
Eine fett, dickköpfig, aufgeblasen,
Die andern drei verschrumpft und klein.
Weil jene sich zu viel Nahrung genommen,

Mußten diese vertrocknen, verkommen,
Und verkümmerten in sich hinein.
So auch der Kampf ums tägliche Brot:
Ein Geizhals drückt drei Arme tot.


Otto Michaeli, 1870 - 1941




Gemälde copyright: Isabella Kramer


Der Storch

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Der Storch

Dem Storch will ich ein Loblied singen,
Obgleich in kalter Winternacht
Er einst mich durch die Feueresse
Als „kleines Brüderchen" gebracht.

Wie unbedachtsam, durch die Esse! —
Stieß ich an einen Schinken an,
So hätt' ich schon mein Fett bekommen
Noch eh' das Maul ich aufgetan.

Ich konnte angeräuchert werden,
Noch eh' ich mit der Welt im Kampf,
Und dies nicht etwa so allmälig.
Nein, Alles dieses gleich mit Dampf.

Jedoch, dies soll mich nicht genieren,
Es sei dem Storch mein Lob geweiht,
Der schon beim Bau der Pyramiden
Stand im Geruch der Heiligkeit.

Seht an die langen Fortschrittsbeine,
„Vorwärts!" ist seine Losung ja,
In Deutschland, wie dort überm Meere
Am Nilgestad' zu Afrika.

Obgleich er einen großen Schnabel
Ist er kein Räuber doch und Dieb,
Er nimmt mit einem quak'gen Frosche
Und einer Nassermaus verlieb.

Beständig ist er auf dem Dache
Und Reiselust sein erst Gefühl,
Heut' storcht er noch am freien Rheine
Und übermorgen an dem Nil.

Die Wissenschaft hat er bereichert,
Denn es ist dies gescheite Tier
Wie die Ägyptier erzählen:
Ja der Erfinder vom Klistier.

Er ist nicht stolz auf die Verdienste,
Der Hochmut hat ihn nie betört,
Obgleich das Klappern wie bekanntlich
Bei ihm zum Handwerk mit gehört.

Ach! hätt' ich einen solchen Schnabel,
Ihr solltet Allesamt erschau'n,
Wie ich damit so manchen Schreier
Dann wollte in die Pfanne hau'n.

O, könnt' ich Kröten, Molch und Schlange
So schnell wie er, dem Tode weihn,
Dann wünschte ich der Storch der Störche
Im deutschen Vaterland zu sein.

Theodor Drobisch

Photo copyright: Isabella Kramer
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