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Kindheit

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Es wäre gut viel nachzudenken, um
von so Verlornem etwas auszusagen,
von jenen langen Kindheit-Nachmittagen,
die so nie wiederkamen - und warum?

Noch mahnt es uns -: vielleicht in einem Regnen,
aber wir wissen nicht mehr was das soll;
nie wieder war das Leben von Begegnen,
von Wiedersehn und Weitergehn so voll

wie damals, da uns nichts geschah als nur
was einem Ding geschieht und einem Tiere:
da lebten wir, wie Menschliches, das Ihre
und wurden bis zum Rande voll Figur.

Und wurden so vereinsamt wie ein Hirt
und so mit großen Fernen überladen
und wie von weit berufen und berührt
und langsam wie ein langer neuer Faden
in jene Bilder-Folgen eingeführt,
in welchen nun zu dauern uns verwirrt.



Rainer Maria Rilke






Aus:Neue Gedichte







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Ew'ger Lauf

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Wie wenn das Leben wär nichts andres
als das Verbrennen eines Lichts!
Verloren geht kein einzig Teilchen,
jedoch wir selber geh’n ins Nichts!


Denn was wir Leib und Seele nennen,
so fest in eins gestaltet kaum
es löst sich auf in tausend Teilchen
und wimmelt durch den öden Raum.


Es waltet stets dasselbe Leben.
Natur geht ihren ew’gen Lauf;
in tausend neu erschaffnen Wesen
steh’n diese tausend Teilchen auf.




Theodor Storm









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Wolken am Berg - Manfred Kyber

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Wolken am Berg

Nebelwolken am Bergeshang
schwanken und schweben
und weben
wallende Schleier grau und lang.
Erdgewalten,
ehe es tagt,
habe sie aufgejagt
aus heimlichen Falten
verwachsene Spalten,
aus verborgenem Grunde
um eine mitternächtliche Stunde.
Nebelwolken am Bergeshang
schwanken und schweben,
als ob es sie riefe,
die Geister der Tiefe,
sehnsuchtsbang
aufwärts zu streben
durch grüne Wipfel
Zweige und Kanten
zum Gipfel.
Sie schweben und schwanken -
Ein Wolke fällt.
Die andere, morgenlichterhellt,
segelt auf sonnengoldener Bahn
himmelan
in jene Welt ...





Manfred Kyber, 1880 - 1933



Photo copyright: Isabella Kramer


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