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Einst in einer Sternennacht,
tief in einem Märchenwald,
trafen sich in Prunk und Pracht
König Knuth und Theobald.
Beide suchten nach dem Stein,
welcher Weisheit soll verleihen.
's hieß, er würd zu finden sein
"dort, wo man sich kann verzeihen".
Lange hielt man für Legende,
was man von dem Ort erzählt.
Kunde war's, dass man ihn fände
nicht in der bekannten Welt.
Winzig zwar, doch in sich ganz,
wär zu finden er allein
wo nicht zählten Ruhm und Glanz,
sondern Herzen, gut und rein.
Beide Herrscher suchten lange,
sandten viele Ritter aus.
Wartend, grübelnd und auch bange
thronten sie allein zuhaus.
Was die Könige nicht wussten,
weshalb keiner ihn entdeckte,
dass sie selbst erst finden mussten,
was ganz tief in ihnen steckte.
Denn – das solltest du noch wissen -
beide war`n einander Freund,
bis der Neid sie einst zerrissen
mitsamt dem, was sie vereint.
Es gab Streit, manch böses Wort,
nur noch Zank und kein Verstehen.
Ewigwährend, immerfort,
wollten sich nie wiedersehen.
Keiner konnte es bekennen,
als den andern er schon misste,
längst nicht mehr den Grund benennen,
der die Freundschaft einst vermieste.
Ritter kehrten heim verzagt,
konnten Misserfolg nur melden,
hatten alle viel gewagt,
keiner wurd zu einem Helden.
Jahre zogen so ins Land,
die zwei Könige ergrauten.
Immer noch lag unerkannt
jenes Land, das sie nicht schauten.
Leer war´n beider Königreiche,
einsam, kalt, trotz aller Pracht.
Dass die Hand man sich noch reiche,
dieser Wunsch war leis erwacht
nun in Knuth und Theobald.
Und sie trafen sich zur Nacht
mitten in dem finstren Wald,
sanft erhellt von Sternenpracht.
„Liebster Freund“ so sprachen beide
just im selben Augenblick
„dich zu sehn ist große Freude!
Komm, wir blicken nicht zurück!
Lass den Streit uns nun begraben,
welcher uns so lang entzweit.
Will deine Vergebung haben,
bin zur Buße gern bereit!“
Freunde finden sich im Blick.
doch als sie die Hände reichen,
funkelts hell wie Zauberstück
und es rauscht im Rund der Eichen.
Dort wo ihre Fingerspitzen
zur Versöhnung sich begegnen,
scheints wie Zauberkerzenspritzen
helles Sternenlicht zu regnen.
Und sie seh´n mit Staunen zu,
wie in ihrer beider Hände
wächst und klarer wird im Nu
Zauberminiaturgelände.
Dort, in winzig tiefer Schlucht
ruht ein Stein, umringt von Bäumen.
Jener, den sie so gesucht!
Beide bangen, dass sie träumen
bloß, was sie hier vor sich sehn.
Was sie glaubten nie zu finden,
konnte doch nur dort entstehn,
wo sich Freunde neu verbinden.
von: ©die amelie ´ 08 ... zu ihrer Gedichte
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illustration: Mikalojus Ciurlionis (1904-1905)
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