Das erfrorene Vögelchen
Lag ein graugelb Vögelein
über dem weißen Schnee,
festgeschlossen die Augen klein,
Beinchen in die Höh.
Sprangen lustig vom Dorf herbei
Kinder mit ihrem Hund,
standen auf einmal still die drei
vor dem Vogel am Grund.
Hob das Mädchen ihn auf vom Schnee;
traurig das Köpfchen hing.
Tat den beiden das Herzchen weh;
sprachen: "Das arme Ding!
Fand schon lange kein Körnchen mehr;
alles so dick verschneit!
Wenn's zu uns doch gekommen wär,
hätten wir gerne gestreut!"
Trugen sie's langsam zum Garten fort,
machten ihm da sein Grab
an den allerstillsten Ort,
den es nur irgend gab.
Aus dem Schnee ragt ein Hüglein frei,
drüber ein Zweiglein gut.
Piepen zwei kleine Vöglein dabei,
wissen nicht, wer da ruht.
Viktor Blüthgen (1844 - 1920)
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