Der Igel
Als ob man sägte, rasselt’s von
dem alten Gartenhausbalkon!
Wird heimlich Holz gemacht?
Oh, welch Verdacht!
Im Laub liegt dort ein Igelpaar
und schläft sich aus so wunderbar,
dass weit sein Sägeschnarchen dröhnt,
wenn’s nicht grad vor Behagen stöhnt
Ich will es schnarchen lassen.
Es soll den Tag verpassen
und sich nur tüchtig stärken
zu neuen Säuberwerken...
Es leuchtet heller Mondenschein
da trippelt’s auf der Treppe,
das Männchen ist’s und hinterdrein
die Igelin als Schleppe.
Nun schnobern sie durch Busch und Strauch
auf zierlich feinen Füßen
und füllen ihren feisten Bauch
mit Schnecken und mit süßen
vom Baum gefallenen Früchten an;
mit Maikäfern und Grillen
sie ihren Hunger stillen.
Da kommt ein Feind, der Dackelhund!
Schnell macht man seinen Rücken rund,
stellt Stacheln auf, rasch wie der Blitz,
dass sich die Hundeschnauze ritz’.
Schon tönt ein Jaulen kläglich,
bald frisst man fort behäglich.
Und endlich satt, denkt man daran,
wie man den lieben Kindern
den Hunger auch kann lindern.
So schleppt das Paar viel Räupchen fett
den Kindern an ihr mollig’ Bett,
von allem nur das Beste,
dass man sie kräftig mäste.
Otto Nebelthau (1894-1943)
Aus der Sammlung Die guten Räuber
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