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Zauberschwestern

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Zauberschwestern

Zwiefach sind die Fantasien,
Sind ein Zauberschwesternpaar,
Sie erscheinen, singen, fliehen
Wesenlos und wunderbar.

Eine ist die Himmelblaue,
Die uns froh entgegen lacht;
Doch die andre ist die Graue,
Welche Angst und Bange macht.

Jene singt von lauter Rosen,
Singt von Liebe und Genuß;
Diese stürzt den Hoffnungslosen
Von der Brücke in den Fluß.


Wilhelm Busch, 1832 - 1908





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Das Gespenst

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Das Gespenst

Ein Hauswirt, wie man mir erzählt,
Ward lange Zeit durch ein Gespenst gequält.
Er ließ, des Geists sich zu erwehren,
Sich heimlich das Verbannen lehren;
Doch kraftlos blieb der Zauberspruch.
Der Geist entsetzte sich vor keinen Charakteren
Und gab, in einem weißen Tuch,
Ihm alle Nächte den Besuch.

Ein Dichter zog in dieses Haus.
Der Wirt, der bei der Nacht nicht gern allein gewesen,
Bat sich des Dichters Zuspruch aus
Und ließ sich seine Verse lesen.
Der Dichter las ein frostig Trauerspiel,
Das, wo nicht seinem Wirt, doch ihm sehr wohl gefiel.

Der Geist, den nur der Wirt, doch nicht der Dichter sah,
Erschien, und hörte zu; es fing ihn an zu schauern;
Er konnt' es länger nicht als einen Auftritt dauern;
Denn, eh' der andre kam, so war er nicht mehr da.
Der Wirt, von Hoffnung eingenommen,
Ließ gleich die andre Nacht den Dichter wiederkommen.
Der Dichter las; der Geist erschien,
Doch ohne lange zu verziehn.
"Gut!" sprach der Wirt bei sich, "dich will ich bald verjagen;
Kannst du die Verse nicht vertragen?"

Die dritte Nacht blieb unser Wirt allein.
Sobald es zwölfe schlug, ließ das Gespenst sich blicken;
"Johann!" fing drauf der Wirt gewaltig an zu schrein,
"Der Dichter (lauf geschwind!) soll von der Güte sein
Und mir sein Trauerspiel auf eine Stunde schicken."
Der Geist erschrak und winkte mit der Hand,
Der Diener sollte ja nicht gehen.
Und kurz, der weiße Geist verschwand
Und ließ sich niemals wieder sehen.

Ein jeder, der dies Wunder liest,
Zieh' sich daraus die gute Lehre,
Daß kein Gedicht so elend ist,
Das nicht zu etwas nützlich wäre.
Und wenn sich ein Gespenst vor schlechten Versen scheut,
So kann uns dies zum großen Troste dienen.
Gesetzt, daß sie zu unsrer Zeit
Auch legionenweis' erschienen:
So wird, um sich von allen zu befrein,
An Versen doch kein Mangel sein.


Christian Fürchtegott Gellert, 1715 - 1769




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Wintersaat

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Wintersaat

In des Kornfelds kahl Gebreite
tiefe Furchen reißt der Pflug.
Weißer Nebel hüllt die Weite,
hüllt den Wald in Schleiertuch.

Nur der Landmann noch beim Säen
steht, vom letzten Licht umloht, –
und ein schreiend Volk von Krähen
hebt sich scheu ins Abendrot.

Aus dem bunten Spiel der Zeiten
wird uns letzte Weisheit kund,
lehrt uns still die Hände breiten
über mütterlichen Grund.



Clara Müller-Jahnke, 1860 - 1905




Photo copyright: Isabella Kramer
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Im Reich der Interpunktion

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Im Reich der Interpunktionen
nicht fürder goldner Friede prunkt:

Die Semikolons werden Drohnen
genannt von Beistrich und von Punkt.

Es bildet sich zur selben Stund'
ein Antisemikolonbund.

Die einzigen, die stumm entweichen,
(wie immer), sind die Fragezeichen.

Die Semikolons, die sehr jammern,
umstellt man mit geschwungnen Klammern,

und setzt die so gefangnen Wesen
noch obendrein in Parenthesen.


Abb
Das Minuszeichen naht und - schwapp!
Da zieht es sie vom Leben ab.

Kopfschüttelnd blicken auf die Leichen
die heimgekehrten Fragezeichen.

Doch, wehe! Neuer Kampf sich schürzt:
Gedankenstrich auf Komma stürzt -

und fährt ihm schneidend durch den Hals -
bis dieser gleich - und ebenfalls

(wie jener mörderisch bezweckt)
als Strichpunkt das Gefild bedeckt! ...


Abb
Stumm trägt man auf den Totengarten
die Semikolons beider Arten.

Was übrig von Gedankenstrichen,
kommt schwarz und schweigsam nachgeschlichen.

Das Ausrufszeichen hält die Predigt;
das Kolon dient ihm als Adjunkt.

Dann, jeder Kommaform entledigt,
stapft heimwärts man, Strich, Punkt, Strich, Punkt ...



Christian Morgenstern 


Photo copyright: Isabella Kramer
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