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Lieb Kindlein, gute Nacht!

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Lieb Kindlein, gute Nacht!

Vom Berg hinabgestiegen
ist nun des Tages Rest.
Mein Kind liegt in der Wiegen,
die Vöglein all' im Nest.
Nur ein ganz klein Singvögelein
ruft weit daher im Dämmerschein:
Gut' Nacht, gut' Nacht!
lieb Kindlein, gute Nacht!

Das Spielzeug ruht im Schreine,
die Kleider auf der Bank,
ein Mäuschen ganz alleine,
es raschelt noch im Schrank.
Und draußen steht der Abendstern
und winkt dem Kind aus weiter Fern:
Gut' Nacht, gut' Nacht!
lieb Kindlein, gute Nacht!

Die Wiege geht im Gleise,
die Uhr tickt hin und her;
die Fliegen nur ganz leise,
sie summen noch daher.
Ihr Fliegen, laßt mein Kind in Ruh,
was summet ihr ihm so heimlich zu?
Gut' Nacht, gut' Nacht!
lieb Kindlein, gute Nacht!

Die Vögel und die Sterne,
die Fliegen rings umher,
sie haben mein Kind so gerne,
die Engel noch viel mehr.
Sie decken's mit den Flüglein zu
und singen leise: Schlaf in Ruh!
Gut' Nacht, gut' Nacht!
lieb Kindlein, gute Nacht!


Robert Reinick, 1805 - 1852



Photo copyright: Isabella Kramer

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Der Papagei

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Der Papagei


Es war einmal ein Papagei,
der war beim Schöpfungsakt dabei
und lernte gleich am rechten Ort
des ersten Menschen erstes Wort.

Des Menschen erstes Wort war A
und hieß fast alles, was er sah,
z.B. Fisch, z.B. Brod,
z.B. Leben oder Tod.

Erst nach Jahrhunderten voll Schnee
erfand der Mensch zum A das B
und dann das L und dann das Q
und schließlich noch das Z dazu.

Gedachter Papagei indem
ward älter als Methusalem
bewahrend treu in Brust und Schnabel
die erste menschliche Vokabel.

Zum Schlusse starb auch er am Zips.
Doch heut noch steht sein Bild in Gips,
geschmückt mit einem großen A,
im Staatsschatz zu Ekbatana.



Christian Morgenstern, 1871 - 1914




Gemälde copyright: Isabella Kramer

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Der Gesang des Meeres

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Der Gesang des Meeres

Wolken, meine Kinder, wandern gehen
Wollt ihr? Fahret wohl! Auf Wiedersehen!
Eure wandellustigen Gestalten
Kann ich nicht in Mutterbanden halten.

Ihr langweilet euch auf meinen Wogen,
Dort die Erde hat euch angezogen:
Küsten, Klippen und des Leuchtturms Feuer!
Ziehet, Kinder! Geht auf Abenteuer!

Segelt, kühne Schiffer, in den Lüften!
Sucht die Gipfel! Ruhet über Klüften!
Brauet Stürme! Blitzet! Liefert Schlachten!
Traget glühnden Kampfes Purpurtrachten!

Rauscht im Regen! Murmelt in den Quellen!
Füllt die Brunnen! Rieselt in die Wellen!
Braust in Strömen durch die Lande nieder –
Kommet, meine Kinder, kommet wieder!



Conrad Ferdinand Meyer, 1825 - 1898




Photo copyright: Isabella Kramer

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Hände



Hände

Hände gibt's, die weinen, lachen,
arge Hände, gütige Hände,
die uns schlafen, die uns wachen,
die uns werden Lebenswende;

die uns in den Himmel tragen,
die uns in die Hölle führen;
die im Wort, Ton, Stein uns sagen,
was ein Herz von Stein muß rühren;

die uns Gott und Teufel malen.
Alles, alles schaffen Hände:
höchste Wonnen, tiefste Qualen.
… Wer zu deuten sie verstände,

oh! Der wüßte manche Klarheit,
welche ihm nie Lippen sagen,
als geheimnisvolle Wahrheit
sich zum Schutz nach Haus zu tragen.



Karl Ernst Knodt, 1856 - 1917





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Juli-Schwermut

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Juli-Schwermut
(An Ernest Dowson)

Blumen des sommers duftet ihr noch so reich:
Ackerwinde im herben saatgeruch
Du ziehst mich nach am dorrenden geländer
Mir war der stolzen gärten sesam fremd.

Aus dem vergessen lockst du träume: das kind
Auf keuscher scholle ratend des ährengefilds
In ernte-gluten neben nackten schnittern
Bei blanker sichel und versiegtem krug.

Schläfrig schaukelten wespen im mittagslied
Und ihm träufelten auf die gerötete stirn
Durch schwachen schutz der halme-schatten
Des mohnes blätter: breite tropfen blut.

Nichts was mir je war raubt die vergänglichkeit.
Schmachtend wie damals lieg ich in schmachtender flur
Aus mattem munde murmelt es: wie bin ich
Der blumen müd – der schönen blumen müd.




Stefan George, 1868 - 1933




Photo copyright: Isabella Kramer
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