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An die Sonne

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An die Sonne


Wie bist du schön, wenn du der müden Erde
Den Flammenmantel um die Glieder schlägst
Und in den Staub des Welkens und Vergehens
Die Keime schon des künftgen Frühlings legst.
Wenn du dem Wald das Sterben zu versüßen,
Ihn einmal noch mit lichten Farben schmückst,
Das dunkle Tal, den Strom zu seinen Füßen,
Mit deinen Strahlen golden überbrückst.

Wie bist du schön, wenn du des Meeres Fluten
Mit hellen Lichtern spielend überhauchst,
Der Wolke Saum, die dir vorüberwandert,
In wundervolle Purpurtöne tauchst.
Wenn du der Blüte, die der Herbst vergessen,
Das warme Lächeln deiner Gnade schenkst,
Die späte Frucht, des Weines volle Traube
Mit herber Kraft und Süßigkeit durchtränkst!

Wenn du dem Greis die müden Hände streichelst,
Und dich ins Lockenhaar der Kinder schmiegst,
Der Sehnsucht, die, des Erdenwallens müde,
Den Himmel sucht, liebreich entgegen fliegst!
In heilgen Händen trägst du Kraft und Schönheit
Und pflanzest in die bange Schweigsamkeit
Der Winternot dein leuchtend Hoffnungszeichen,
Als Himmelsbotin einer bessren Zeit!



Anna Ritter, aus der Sammlung "Über den Stürmen"




Photo copyright: Isabella Kramer

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Der kluge Kranich

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»Ich bin mal so«, sprach Förster Knast,
»Die Flunkerei ist mir verhaßt;
Doch sieht man oft was Sonderbares.
Im Frühling vor fünf Jahren war es,
Als ich stockstill, den Hahn gespannt,
Bei Mondschein vor dem Walde stand.
Da läßt sich plötzlich flügelsausend
Ein Kranichheer, wohl an die tausend,
Ganz dicht zu meinen Füßen nieder.
Sie kamen aus Ägypten wieder
Und dachten auf der Reise nun
Sich hier ein Stündchen auszuruhn.
Ich selbstverständlich, schlau und sacht,
Gab sehr genau auf alles acht.
,Du, Hans’, so rief der Oberkranich,
,Hast heut die Wache, drum ermahn’ ich
Dich ernstlich, halt dich stramm und paß
Gehörig auf, sonst gibt es was!’ -
Bald schlief ein jeder ein und sägte.
Hans aber stand und überlegte.
Er nahm sich einen Kieselstein,
Erhob ihn mit dem rechten Bein
Und hielt sich auf dem linken nur
In Gleichgewicht und Positur.
Der arme Kerl war schrecklich müd.
Erst fiel das linke Augenlid,
Das rechte blinzelt zwar noch schwach,
Dann aber folgt’s dem andern nach.
Er schnarcht sogar. - Ich denke schon:
Wie wird es dir ergehn, mein Sohn? -
So denk’ ich, doch im Augenblick,
Als ich es dachte, geht es klick
Der Stein fiel Hänschen auf die Zeh,
Das weckt ihn auf, er schreit: ,Auweh!’
Er schaut sich um, hat mich gewittert
Pfeift, daß es Mark und Bein erschüttert,
Und alsogleich im Winkelflug
Entschwebt der ganze Heereszug.
Ich rief ,Hurra!’ und schwang den Hut.
Der Vogel, der gefiel mir gut.
Er lebt auch noch. Schon oft seither
Sah man ihn fern am Schwarzen Meer
Auf einem Bein auf Posten stehn.
Dies schreibt mein Freund, der Kapitän,
Und was er sagt, ist ohne Frage
So wahr, als was ich selber sage.«

Wilhelm Busch





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Im Schneegestöber

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Schneewehen! Verdrossenen Blicks seht ihr nur Flecken,
aber meine Augen werden groß und frohlocken:
Rudel milchweißer Pferde!
Mit wehendem Schweif und wallender Mähne,
die elfenbeinernen Zähne
bleckend zum Freudengeschrei,
jagen sie, rasen sie über die Erde.
Stiebend! Vorbei!





von Fridolin Hofer, 1861 - 1940






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Die Meise

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Die Meise



Kopfüber, kopfunter, zweigab und zweigauf!
Ein lustiges kleines Ding,
Und immer geschwätzig und flink,
Und immer obenauf!

Denn ob die ganze Welt vereist,
Sie findet den Tisch gedeckt:
Hier wird ein Körnchen geschleckt,
Und dort ein Püppchen verspeist.

"Zizidä, zizidä! Der Frühling ist da!"
So ruft sie im knospenden Wald,
Und wehn auch die Winde noch kalt:
Sie weiss es, glaubt es nur ja!

Sie hat in das Herz der Knospe gesehn,
In die Wiege von Blume und Grün,
Sie weiss: Bald wird es nun blühn,
Und die Welt in Veilchen stehn.


Heinrich Seidel






Photo copyright: Isabella Kramer
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Die Nachbarskinder

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Wer andern gar zu wenig traut,
    Hat Angst an allen Ecken;
Wer gar zu viel auf andre baut,
    Erwacht mit Schrecken.

Es trennt sie nur ein leichter Zaun,
    Die beiden Sorgengründer;
Zu wenig und zu viel Vertraun
    Sind Nachbarskinder.

 
Wilhelm Busch







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Der Uhu und die Fledermaus

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Gehüllt in seinen krausen Schleier
Saß einst auf seinem Klosterdach
Ein Uhu, sann in stiller Feier
Der Quadratur des Zirkels nach,
Und orgelte mit dumpfer Kehle
Just sein entzücktes Heureka!
Als eine Speckmaus in der Höhle
Des Glockenthurms, den Cynthia
Versilberte, vom Durst der Seele
Nach Licht, gedrängt, ihr Nest verließ
Und auf das Dach herunter tauchte.
Er packte sie so fest beim Vlies,
Daß sie nur einen Druck noch brauchte
Um todt zu sein. Was! rief er aus,
Darf eine schnöde Fledermaus
Die Zirkel Archimeds zerstören?
Stirb, Frevlerin! – das Mäuschen schrie:
Gestrenger Herr! laß meine Zähren
Im Namen der Philosophie
Dich um Barmherzigkeit beschwören!
Auch meinen Geist beschäftigt sie;
Mein Auge späht den Gang der Sphären:
Kurz ehe mich dein Zorn geschreckt,
Hab ich im Bild des kleinen Bären
Heut einen neuen Stern entdeckt. –
Ich sehe wohl, wir sind Kollegen!
Versetzt der Kauz, nun, meinetwegen!
Schon dieser Titel reitzet mich,
Der Fakultät zu Ehren, dich
In meinen Magen zu begraben:
Du weist ja, daß zu aller Zeit
Die Philosophen ungescheut
Einander aufgefressen haben.




Gottlieb Konrad Pfeffel, aus der Sammlung "Poetische Versuche"

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Der Sack und die Mäuse





Ein dicker Sack voll Weizen stand
Auf einem Speicher an der Wand. -
Da kam das schlaue Volk der Mäuse
Und pfiff ihn an in dieser Weise:
"Oh, du da in der Ecke,
Großmächtigster der Säcke!
Du bist ja der Gescheitste,
Der dickste und der Breitste!
Respekt und Referenz
Vor eurer Exzellenz!"
Mit innigem Behagen hört
Der Sack, daß man ihn so verehrt.
Ein Mäuslein hat ihm unterdessen
Ganz unbemerkt ein Loch gefressen.
Es rinnt das Korn in leisem Lauf.
Die Mäuse knuspern’s emsig auf.
Schon wird er faltig, krumm und matt.
Die Mäuse werden fett und glatt.
Zuletzt, man kennt ihn kaum noch mehr,
Ist er kaputt und hohl und leer.
Erst ziehn sie ihn von seinem Thron;
Ein jedes Mäuslein spricht ihm hohn;
Und jedes, wie es geht, so spricht’s:
"Empfehle mich, Herr Habenichts!"





Wilhelm Busch






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Gefroren hat es heuer

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Gefroren hat es heuer
Noch gar kein festes Eis.
Das Büblein steht am Weiher
Und spricht so zu sich leis:
Ich will es einmal wagen,
Das Eis, es muß doch tragen,
Wer weiß?

 


Friedrich Wilhelm Güll 



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es schneit

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Der erste Schnee,  weich und dicht,
Die ersten wirbelnden Flocken.
Die Kinder drängen ihr Gesicht
Ans Fenster und frohlocken.

Da wird nun das letzte bisschen Grün
Leise,  leise begraben.
Aber die jungen Wangen glühn,
Sie wollen den Winter haben.

Schlittenfahrt und Schellenklang
Und Schneebälle um die Ohren!
-  Kinderglück,  wo bist du?  Lang,
Lang verschneit und erfroren.

Fallen die Flocken weich und dicht,
Stehen wir wohl erschrocken,
Aber die Kleinen begreifens nicht,
Glänzen vor Glück und frohlocken.





von Gustav Falke, 1853 - 1916




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Traurig geworden

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Traurig geworden im Denken,
Traurig ohne Woher.
Als könnte mir niemand mehr
Etwas schenken.

Kann selbst doch niemandem mehr
Etwas schenken.
Nicht daher – ich weiß nicht, woher -
Kommt mir das traurige Denken.

Es pickt eine Krähe im Schnee.
Vergraben im Schweigen
Hängt gramvoll ein winzig Wehweh
Unter rauschenden Zweigen.





Joachim Ringelnatz, 1883 - 1934





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