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Atemloser August

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Atemloser August

Sommermonde machen Stroh aus Erde,
Die Kastanienblätter wurden ungeheuer von Gebärde,
Und die kühnen Bäume stehen nicht mehr auf dem Boden,
Drehen sich in Lüften her gleich den grünen Drachen.
Blumen nahen sich mit großen Köpfen und scharlachen,
Blau und grün und gelb ist das Gartenbeet, hell zum Greifen,
Als ob grell mit Pfauenschweifen ein Komet vorüberweht.
Und mein Blut, das atemlos bei den sieben Farbenstreifen stille steht,
Fragt sich: wenn die Blum', Baum und Felder sich verschieben,
Ob zwei Menschen, wenn die Welt vergeht,
Zweie, die sich lieben, nicht von allen Wundern übrig blieben.



Max Dauthendey, 1867 - 1918






Photo copyright: Isabella Kramer
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Inserat im August

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Inserat im August

Die verehrlichen Jungen, welche heuer
Meine Äpfel und Birnen zu stehlen gedenken,
Ersuche ich höflichst, bei diesem Vergnügen
Womöglichst insoweit sich zu beschränken,
Daß sie daneben auf den Beeten
Mir die Wurzeln und Erbsen nicht zertreten.






Theodor Storm, 1817 - 1888









Photo copyright: Isabella Kramer

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Der Nöck

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Der Nöck*

Es tönt des Nöcken Harfenschall:
Da steht sogar still der Wasserfall,
Umschwebt mit Schaum und Wogen
Den Nöck im Regenbogen.

Die Bäume neigen
Sich tief und schweigen,
Und atmend horcht die Nachtigall. –
"O Nöck, was hilft das Singen dein?
Du kannst ja doch nicht selig sein!
Wie kann dein Singen taugen?"

Der Nöck erhebt die Augen,
Sieht an die Kleinen,
Beginnt zu weinen...
Und senkt sich in die Flut hinein.
Da rauscht und braust der Wasserfall,
Hoch fliegt hinweg die Nachtigall,
Die Bäume heben mächtig
Die Häupter grün und prächtig.

O weh, es haben
Die wilden Knaben
Den Nöck betrübt im Wasserfall!
"Komm wieder, Nöck, du singst so schön!
Wer singt, kann in den Himmel gehn!
Du wirst mit deinem Klingen
Zum Paradiese dringen!

O komm, es haben
Gescherzt die Knaben:
Komm wieder, Nöck, und singe schön!"
Da tönt des Nöcken Harfenschall,
Und wieder steht still der Wasserfall,
Umschwebt mit Schaum und Wogen
Den Nöck im Regenbogen.

Die Bäume neigen
Sich tief und schweigen,
Und atmend horcht die Nachtigall. –
Es spielt der Nöck und singt mit Macht
Von Meer und Erd und Himmelspracht.

Mit Singen kann er lachen
Und selig weinen machen!
Der Wald erbebet,
Die Sonn entschwebet...
Er singt bis in die Sternennacht!


August Kopisch, 1799 - 1853



*Was ist ein Nöck? Es ist ein Wassergeist, ein Fabelwesen, launisch und unstet, wie sein Element das Wasser. Er kommt in vielen Märchen und Sagen im europäischen Raum vor. 


Weiße Wolken

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Weiße Wolken

Weiße Wolken gehn im Blauen;
als, ein Kind, im Gras ich lag,
liebt' ich's ihnen nachzuschauen,
träumte einen schönen Tag.

Weiße Wolken wandern immer,
und ich freu, ein alter Mann,
mich an ihrem lichten Schimmer,
denk an meine Jugend dann.

Weiße Wolken werden wandern,
wenn ich lange nicht mehr bin;
träumt ein Hügel unter andern,
und sie ziehen oben hin.

Gustav Falke, 1853 - 1916





Photo copyright: Isabella Kramer
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Pfannkuchen und Salat

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Pfannkuchen und Salat

Von Fruchtomletts da mag berichten
Ein Dichter aus den höhern Schichten.

Wir aber, ohne Neid nach oben,
Mit bürgerlicher Zunge loben
Uns Pfannekuchen und Salat.

Wie unsre Liese delikat
So etwas backt und zubereitet,
Sei hier in Worten angedeutet.

Drei Eier, frisch und ohne Fehl,
Und Milch und einen Löffel Mehl,
Die quirlt sie fleißig durcheinand
Zu einem innigen Verband.

Sodann, wenn Tränen auch ein Übel,
Zerstückelt sie und mengt die Zwiebel
Mit Öl und Salz zu einer Brühe,
Daß der Salat sie an sich ziehe.

Um diesen ferner herzustellen,
Hat sie Kartoffeln abzupellen.
Da heißt es, fix die Finger brauchen,
Den Mund zu spitzen und zu hauchen,
Denn heiß geschnitten nur allein
Kann der Salat geschmeidig sein.

Hierauf so geht es wieder heiter
Mit unserem Pfannekuchen weiter.

Nachdem das Feuer leicht geschürt,
Die Pfanne sorgsam auspoliert,
Der Würfelspeck hineingeschüttelt,
So daß es lustig brät und brittelt,
Pisch, kommt darüber mit Gezisch
Das ersterwähnte Kunstgemisch.

Nun zeigt besonders und apart
Sich Lieschens Geistesgegenwart,
Denn nur zu bald, wie allbekannt,
Ist solch ein Kuchen angebrannt.

Sie prickelt ihn, sie stochert ihn.
Sie rüttelt, schüttelt, lockert ihn
Und lüftet ihn, bis augenscheinlich
Die Unterseite eben bräunlich,
Die umgekehrt geschickt und prompt
Jetzt ihrerseits nach oben kommt.

Geduld, es währt nur noch ein bissel,
Dann liegt der Kuchen auf der Schüssel.

Doch späterhin die Einverleibung,
Wie die zu Mund und Herzen spricht,
Das spottet jeglicher Beschreibung,
Und darum endet das Gedicht.


Wilhelm Busch, 1832 - 1908, deutscher Zeichner, Maler und Schriftsteller

Quelle: Busch, W., Gedichte. Zu guter Letzt, 1904




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