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Ein alter Frosch erinnert sich
wie stets in hellen Juninächten
Ridibundus beginnt zu plaudern.
Erzählt von unbekannten Mächten,
läßt seine Kinder, Enkel schaudern,
die dennoch stets auf's neue fordern:
"Großvater, bitte noch einmal!"
Kennt' der doch tausende Geschichten,
die toller werden von Mal zu Mal.
Die Fröschlein also zapplig quaken:
"Erzähl uns bitte die vom Brunnen,
in den du bist auf deiner Flucht
vor Meister Adebar gesprungen.
Wir wollen nicht mehr länger warten!"
Und selbst die alten Weiden halten
den Wind in ihren Zweigen an,
so dass Ribundubus hebt seine Stimme:
"Nun gut, ein Sommer war's, als es begann.
Der Teich war nett, schön grün, gemütlich.
Doch ich war jung und wollte mehr.
Ich wollte sehen, wie es denn wäre,
als kleiner Frosch am großen Meer.
So tat ich meinen ersten Sprung,
da wär's schon fast um mich geschehen!
Hatte ich doch nicht rechts, nicht links,
mich vorher auch nur umgesehen.
Da stand er, schrecklich riesengroß,
sein Schnabel spitz und leuchtend rot.
Storch Adebar, der Erzfeind, war es.
Ich dachte, so, jetzt bist du tot!
Doch halfen ohne langes Denken
vier, fünf von unseren Riesensprüngen
weit außer seiner Sicht zu landen
und mich in Sicherheit zu bringen.
So weit war ich noch nie gesprungen
und meine Flucht, die war geglückt.
Ich landete in einem Brunnen,
ein ausgesprochen schönes Stück.
Das Terrain war mir unbekannt,
doch schien es ganz entzückend hier.
Der Brunnen winzig, klein und blau,
doch plätscherte er recht charmant.
Aus kleinen Schälchen fiel das Wasser
stets noch in eine Untere. Ich fand's
gemütlich, still, erholsam, ganz anders
als das muntere Gequake daheim in
unserem Heimatteich. Folglich beschloss
ich hier zu bleiben, der Brunnen wurd'
mein Königreich."
Der Sommer kam, die Lust aufs Meer,
sie war verflogen. Ein Tag war schöner
als der andere, mein Brunnen war das
große Los, was unerwartet ich gezogen.
Warum sollte ich weiterreisen, hier war ich König
und sonst keiner. Die Tage zogen sacht dahin,
unmerklich wurd' der Sommer kleiner.
Dann war er da, der Herbstwind brauste
und in den Nächten wurd' es kalt.
Ich suchte rum, jedoch im Brunnen,
da gab es nicht mal einen Spalt, der für
ein Winterschläfchen wichtig. Es zog
mich heimwärts und zwar richtig!
Der Heimweg, er war schnell gefunden,
Familie, Freunde, alle da! Sofort schwamm
ich zehn große Runden, ich war daheim,
so ganz und gar. Was war das
für ein Freudequaken von Groß und Klein
im Heimatteich, viel mehr wert
als das allerschönste höchsteigene
Brunnenkönigreich."
veredit©isabella.kramer24
Photos copyright: Isabella Kramer
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